Wenn Stars schwitzen, müssen andere verzichten

Wegen der 13-tägigen Arena-Sperrung durch die "Verstehen Sie Spaß?"-Sendung melden sich nun auch die beiden Trierer Profisportvereine zu Wort. Sie müssen zum Training in andere Hallen ausweichen, wo dann Schul- und Vereinssport ausfallen. Im Gegensatz zum SWR zahlen die TBB-Basketballer Miete an die Arena.

Trier. Der Name sagt alles: Multifunktionshalle. Profisport, Sport von Vereinen und Schulen sowie Konzerte, Fernsehsendungen und Messen - dies alles findet in der Arena Trier statt. Und wenn nun wie im Falle von "Verstehen Sie Spaß?" die Arena fast zwei Wochen geblockt ist (der TV berichtete), müssen andere ausweichen. So zum Beispiel die Trierer Bundesligisten TBB (Basketball) und MJC (Handball). Beide Mannschaften mussten nicht nur Heimspiele verlegen, sondern in dieser Zeit auch ihr Training "auslagern". Betroffen sind die Halle am Mäusheckerweg, die Unihalle, die Wolfsberghalle und die MPG-Halle. "Es tut uns in der Seele weh, dass wegen uns andere Vereine oder Schulklassen auf die Hallen verzichten müssen", sagt TBB-Manager Lothar Hermeling. "Wir haben uns die Nachwuchsförderung auf die Fahne geschrieben, und jetzt müssen neben Schulen auch unsere eigenen Jugendmannschaften zugunsten des Bundesliga-Teams auf Training verzichten", ergänzt MJC-Vorstand Martin Rommel. Während die TBB nur für das erste Saisonspiel gegen Göttingen das Heimrecht wegen "Verstehen Sie Spaß?" tauschen musste, gab es für die "Miezen" gleich drei Spielverlegungen. Betroffen ist vor allem das nächste Heimspiel gegen Leipzig, das nun am ungewohnten Dienstag-Termin (30. September, 19.30 Uhr) in der Arena stattfindet. "Das ist ausgerechnet das Spiel, von dem wir uns die meisten Zuschauer-Einnahmen erwarten. Das trifft uns wirtschaftlich hart", meint Rommel, dessen Team zudem vor dieser Partie nicht in der Arena trainieren kann. Die TBB hat nur ein Arena-Training vor dem ersten Heimauftritt am 4. Oktober gegen Paderborn.

Um die Trainingssituation angesichts der nicht-sportlichen Veranstaltungen in der Arena (Fernsehsendungen, Konzerte, Messen) zu verbessern, hat Hermeling die Vision von einem gemeinsamen Trainingszentrum für TBB und MJC, das dann auch von anderen Vereinen oder Schulen genutzt werden könnte. "Ein solches Trainingszentrum hat mehr als die Hälfte aller Basketball-Bundesligisten, die ebenfalls meist in Multifunktionshallen spielen", sagt Hermeling, "und es würde die gesamte Hallensituation in Trier erheblich verbessern." Rommel findet die Idee gut, wirft aber gleich ein: "Wer soll das bezahlen?" Laut Hermeling hätten vergleichbare Zentren bei anderen Clubs rund eine bis 1,5 Millionen Euro gekostet, teilweise von Mäzenen, teilweise von den Kommunen finanziert. Zweites Problem ist der Standort, an der Arena ist kein Platz, Hermeling sieht eine Möglichkeit in Feyen.

Der TBB-Manager verweist in Sachen "Verstehen Sie Spaß?" zudem auf einen anderen Fakt. Im Gegensatz zum SWR zahlen die Basketballer Miete für die Arena. Nach TV-Informationen handelt es sich jährlich um eine hohe fünfstellige Summe, Hermeling wollte diese Zahl nicht kommentieren. Allerdings erhält die TBB im Gegenzug auch Einnahmen aus der Arena-Vermarktung wie zum Beispiel den Logen. Die "Miezen" bezahlen keine Miete, sind aber auch nicht an den Einnahmen beteiligt. Und die Tatsache, dass mit "Verstehen Sie Spaß?" im Gegenzug Imagewerbung für Trier gemacht würde, will Hermeling nicht unkommentiert lassen: "Wir machen bei Heim- und Auswärtsspielen seit 18 Jahren Werbung für Trier, teilweise auch im Fernsehen. Und das ist bei den Miezen genauso." Extra Arena Trier: Die Arena wurde zwischen 2001 und 2003 auf dem ehemaligen französischen Militärgelände Castelforte gebaut. Der Großteil der rund 22 Millionen Euro Brutto-Gesamtkosten (reine Baukosten 15 Millionen Euro) wurde aus Konversionsmitteln des Bundes bezahlt. 2,5 Millionen wurden privat vorfinanziert durch die jetzige Betreibergesellschaft Castel GmbH und den Gesellschafter Goldbeck, den General-Bauunternehmer der Arena. Neben Goldbeck (30 Prozent) sind die Stadt Trier (40 Prozent) und die BVS AG (Consultingunternehmen für Bau und Betreibung von Sportstätten, ebenfalls 30 Prozent) Gesellschafter der Arena. Die Förderung aus Konversionsmitteln war nur möglich durch die Tatsache, dass die Arena zu mindestens 50 Prozent von Schul- und Vereinssport genutzt wird. Derzeit liegt die Zahl laut Arena-Geschäftsführer Wolfgang Esser bei 80 Prozent. (BP)

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