Wenn der Lesesaal zum Zweitwohnsitz wird

Länger lesen, recherchieren, ausleihen: Die Trierer Universitätsbibliothek auf dem Campus I hat ab dem 14. Januar wochentags bis Mitternacht geöffnet. In einer dreimonatigen Testphase will die Universitätsleitung herausfinden, ob sich die zusätzlichen drei Stunden Öffnungszeit pro Tag für Dozenten und Studierende überhaupt lohnen.

 Bücher ausleihen bis kurz vor Mitternacht: Ab dem 14. Januar ist das in der Trierer Universitätsbibliothek möglich — für drei Monate. So lange dauert die Testphase, von deren Resonanz abhängt, ob das Angebot ab April fortgeführt wird. TV-Foto: Kim-Björn Becker

Bücher ausleihen bis kurz vor Mitternacht: Ab dem 14. Januar ist das in der Trierer Universitätsbibliothek möglich — für drei Monate. So lange dauert die Testphase, von deren Resonanz abhängt, ob das Angebot ab April fortgeführt wird. TV-Foto: Kim-Björn Becker

Trier. Es ist ein Experiment mit ungewissem Ausgang, doch die Versuchs-Anordnung ist interessant: 16 Stunden täglich, von 8 bis 24 Uhr, hat die Trierer Universitätsbibliothek ihre Türen ab dem 14. Januar geöffnet. "Die Studentenzahlen steigen kontinuierlich, daher gibt es die Initiative einer längeren Öffnungszeit bereits seit drei Jahren", erklärt der stellvertretende Bibliotheksleiter Hans-Ulrich Seifert. Rund 4000 Studenten nutzen die Bibliothek täglich. Daher sei es notwendig, den Andrang durch drei zusätzliche Stunden zu entzerren.Ob der Bedarf tatsächlich besteht, soll die Testphase zeigen. "Ich bin selbst gespannt auf die Resonanz und weiß von Studenten, dass sie längere Öffnungszeiten auch befürworten. Aber ob das Angebot tatsächlich auch genutzt wird, ist schwer vorherzusagen", sagt Universitäts-Präsident Peter Schwenkmezger. Wo genau die kritische Marke liegt, ab der das Angebot auch nach der Testphase, die am 11. April endet, fortgeführt wird, ist für Schwenkmezger ebenfalls schwer zu sagen — und würde der Universitätsleitung auch Handlungsspielraum in den Nachfolge-Verhandlungen nehmen. Denn die Energie- und Personalkosten werden das Budget in der dreimonatigen Testphase um rund 40 000 Euro belasten. Das wären etwa 160 000 Euro zusätzlich pro Jahr — nicht viel, gemessen am Jahreshaushalt der Bibliothek von rund zwei Millionen Euro im Jahr 2006. Gleichwohl klagen Studierende und Dozenten immer wieder darüber, dass die Bestände einzelner Fächer partiell aktualisiert und erweitert werden müssten.Wachdienst ersetzt fehlendes Personal

Es bleibt eine Ermessensfrage, welches Ziel schwerer wiegt, ein größerer Bestand oder eine längere Öffnungszeit. Natürlich ist gerade auch Letztere eine Frage des Prestiges. Seifert verweist beispielsweise auf die Universität Konstanz, deren Bibliothek 24 Stunden pro Tag geöffnet ist. Dagegen sieht Präsident Schwenkmezger auch das bisherige Angebot als "jetzt schon im überdurchschnittlichen Bereich". In den drei zusätzlichen Nachtstunden läuft der Bibliotheksbetrieb stark reduziert: Einzig der Schalter in der Bibliothekszentrale bleibt für Ausleihen und Rückgaben bis kurz vor Schließung geöffnet, der Zentralschalter schließt wie bisher um 20.45 Uhr. Einziger Ein- und Ausgang ist die Bibliothekszentrale, die PC-Pools bleiben bis 23.30 Uhr für Literaturrecherchen in Betrieb, ein privater Wachdienst ersetzt das fehlende Personal in den Lesesälen. Fragebögen und Online-Umfragen sollen die Resonanz der Studenten erfassen, dazu werden in der Testphase alle Besucher gezählt.

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