Wer bietet mehr?

TRIER. Eins, zwei, drei, verkauft. Für Michael Maier, Privatgutachter und Immobilienmakler, ist das nebenberufliche Auktionsgeschäft sein großes Hobby.

An einer Pinnwand hängt eine uralte Postkarte, adressiert an eine Musikerin aus Trier. Wohnort: "Rue de pain", Brotstraße. Unterzeichnet von Enrico Caruso. "Für eine Tante von mir", sagt Michael Maier. Es ist nur eine von scheinbar unendlich vielen Kleinigkeiten, die sich beim Betrachten in der Wohnung des 62-Jährigen finden. Da gibt es eine Sammlung alter Schallplatten, dort Gemälde, weiter hinten bunte Glaskollektionen. Vor dem Porträt eines Unbekannten bleibt Maier stehen: "Mein Lieblingsbild". Der Mann im Rahmen guckt mit nachdenklicher Miene, Maier lächelt. Seit zwanzig Jahren ist der Bauingenieur, der seine Lebenslust nicht verbirgt, in Trier als Privatgutachter und Immobilienmakler tätig. "Man bekommt nichts geschenkt, die Selbstständigkeit ist eine harte Schule." Ur-Trierer ist er, die Eltern hatten ein Pelzgeschäft in der Innenstadt. Der pflegebedürftigen Mutter zuliebe ist er nach beruflichen Stationen in Frankfurt, Köln und dem französischen Grenoble zurückgekommen. "Meine Eltern haben mir eine sorgenfreie Jugend ermöglicht", erklärt er den Grund, eine Art Dankeschön. Ruhe findet er beim Golfspielen und in der Pflege von Windhunden, die er für einen Hilfsverein einer Freundin betreut, bis die Tiere eine Adoptionsfamilie erhalten. Entspannung findet er aber auch in kletternden und fallenden Zahlen: Maier ist Auktionator. Für ihn sind Versteigerungen, auch wenn sie Teil seiner beruflichen Tätigkeit sind, ein großer Spaß, ein Hobby sozusagen. "Wenn möglich, würde ich das jedes Wochenende durchführen", sagt Maier. Ein Foto zeigt ihn bei einer Wohnungsauflösung, umgeben von Möbeln und Hausrat. Die rechte Hand ist erhoben, die linke zeigt auf Jemanden. Einen Hammer brauche er nicht, sagt er. Angefangen hat es mit der Bekanntschaft zu einem Antiquitätenhändler aus der Region - das liegt mittlerweile rund 15 Jahre zurück. Maier holt die Unterlagen seiner ersten Versteigerung hervor, ein Weinbaubetrieb stand zur Auflösung. "Ich war damals nervös", gesteht er, "aber wenn man vor 20 bis 30 Weinbauern, allesamt harte Kundschaft, steht, lernt man rasch, die Stimme zu erhöhen und das Lampenfieber abzulegen." Wie bestimmt man den Wert einer Vase oder eines Tassensets? "Das entscheidet letztlich der Markt, der sich vor Ort bildet", sagt Maier. Ein Drittel der Teilnehmer seien Stammkunden, andere sind gewerbliche Händler oder - insbesondere bei Auflösungen von Privathaushalten - Nachbarn. Natürlich ist ihm bewusst, dass es vor allem das persönliche Hab und Gut von Jemandem ist, das er zu versteigern hat. "Man lernt über diese Artikel das Leben einer Person kennen." Er selbst wünscht sich, es bis ins hohe Alter zu schaffen. "101 Jahre, das wäre eine schöne Zahl." Und sein Eigeninventar, das würde er ebenfalls versteigern - allerdings mit ihm als Auktionator.

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