"Wie ein Schlag mit dem Hammer"

TRIER. Neue Runde im Schadstoff-Streit: Das Rathaus hält den Abbruch-Unternehmer Reinhard Ellert für einen Betrüger. Ellert hatte im Hindenburg-Gymnasium eine schwarze Substanz gefunden und diese untersuchen lassen. Das Ergebnis war alarmierend, doch die Verwaltung zeigte Ellert wegen Betruges an. Jetzt stand die Kripo vor seiner Haustür.

 Seit Herbst 2006 streitet Reinhard Ellert mit der Stadtverwaltung, die ihm zuerst den Auftrag entzogen und ihn dann wegen Betruges angezeigt hat. "Ich werde vollkommen zu Unrecht als Betrüger abgestempelt." TV-Foto: Roland Morgen/Archiv

Seit Herbst 2006 streitet Reinhard Ellert mit der Stadtverwaltung, die ihm zuerst den Auftrag entzogen und ihn dann wegen Betruges angezeigt hat. "Ich werde vollkommen zu Unrecht als Betrüger abgestempelt." TV-Foto: Roland Morgen/Archiv

"Ohne vorherige Anhörung", so der Beschluss des Amtsgerichts Trier, sollten die Geschäftsräume der Ellert GmbH durchsucht werden. Weil diese Geschäftsräume aus dem ausgebauten Dachgeschoss des Ellertschen Wohnhauses bestehen, lief der polizeiliche Besuch in familiärer Atmosphäre ab. "Meine Frau war völlig perplex, das war wie ein Schlag mit dem Hammer", sagt Reinhard Ellert im Gespräch mit dem TV. "Sie musste die Kripo empfangen, denn ich war zum Zeitpunkt dieses Besuches mit meinen Mitarbeitern auf einer Baustelle."Proben, Aufzeichnungen und Korrespondenz

Der Durchsuchungsbeschluss des Amtsgerichts zählt auf, was die Beamten suchen sollten: "Weitere relevante Proben, Aufzeichnungen über die Entnahme der Proben und aufschlussreiche Korrespondenz in vorliegender Sache." Diese "vorliegende Sache" ist eine Auseinandersetzung zwischen dem Baudezernat der Stadt Trier und dem Abbruchunternehmer Ellert, in der eine mysteriöse schwarze Substanz, zwei Analysen derselben und die Aula des Hindenburg-Gymnasiums die Hauptrollen spielen. Die Mitarbeiter der Ellert GmbH hatten im Herbst 2006 während des Bodenabbruchs in der Aula des Gymnasiums einen schwarzen Kleber gefunden. Reinhard Ellert - "Ich bin kein Experte für Schadstoffe" - zog Rainer Grünen von der BSM Bausanierungs GmbH hinzu. Grünen sah sich die Lage vor Ort an und nahm eine Probe der Substanz. Diese Probe wurde von der Institut Koldingen GmbH aus Burgwedel in Niedersachsen analysiert. Das Ergebnis: Die Menge der polycyclischen aromatischen Kohlenwasserstoffe (PAK) lag bei 190 Milligramm pro Kilogramm. PAK gelten als Krebs erregend und schädlich für das Immunsystem. Die Stadtverwaltung hielt von dieser Vorgehensweise offenbar überhaupt nichts. Das Amt für Gebäudewirtschaft kündigte Ellerts Auftrag und ließ den Stoff vom Bürgerservice beseitigen. Baudezernent Peter Dietze beschuldigte die Ellert GmbH, sie habe "Zusatzleistungen zu überhöhten Preisen" geltend machen wollen. Den Schadstoff-Verdacht konterte die Stadt mit einem zweiten Gutachten, das zu dem Schluss kam, das Gymnasium sei sauber. Die Folgen der Anzeige bekamen Firma und Familie Ellert erst im Januar zu spüren. "Die Beamten waren sehr freundlich zu meiner Frau", berichtet der Unternehmer. "Sie hat ihnen gesagt, dass sie gerne alles durchsuchen können, aber bitte hinterher wieder aufräumen sollen." Die Beamten fanden keine echten oder falschen Proben. "Meine Frau hatte den Eindruck, dass sie die Absurdität dieses Verdachts erfasst haben", berichtet der Unternehmer. "Es ist völliger Blödsinn, zu glauben, ich würde in meinem Haus kontaminiertes Material verstecken, das meine Gesundheit und auch die meiner Frau und meiner Kinder gefährden könnte." Und das drei Monate nach dem angeblichen versuchten Betrug, den die Stadt ihm vorwirft. "Wäre ich wirklich ein Betrüger, hätte ich derartige Beweise doch schon längst verschwinden lassen." Für Reinhard Ellert ist die Sache klar: "Die Stadt will mich dafür bestrafen, dass ich es gewagt habe, von Schadstoffen in einer ihrer Schulen zu sprechen. Es ist ungeheuerlich, dass ich deshalb als Betrüger abgestempelt werde." Polizeisprecherin Monika Peters verweist auf laufende Ermittlungen, deren Ergebnis offen sei. Trotzdem hat der Unternehmer seinen Humor nicht verloren: Ellert will Peter Dietze im Amt des Baudezernenten ablösen. In seinem Bewerbungsschreiben heißt es: "Mein ausgeprägter Sinn für kostenbewusstes Handeln und mein Realitätsbewusstsein haben mit Sicherheit Einfluss auf die Entwicklung unserer schönen Stadt."

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