Wie man einen guten Witz macht

TRIER. (chj) "Wie macht man einen guten Witz?" betitelte Lars Reichow seinen Comedy-Workshop in der Tufa und demonstrierte dies im Anschluss mit seinem neuen Programm.

 Guter Lehrer: Lars Reichow half beim Sketche schreiben.Foto: Christian Jöricke

Guter Lehrer: Lars Reichow half beim Sketche schreiben.Foto: Christian Jöricke

Der erste Eindruck muss für Lars Reichow ernüchternd gewesen sein. Zum dreitägigen Comedy-Workshop für Schüler "Wie mache ich eine guten Witz?" waren nur sieben Teilnehmerinnen in der Tufa erschienen, von denen zwei auf die Frage, was sie denn von der Veranstaltung zu lernen erwarteten, antworteten: "Wie man einen guten Witz macht". Drei andere erhofften sich Verbesserungen im Schauspiel und eine glaubte, sie sei in einem Tanz-Workshop. Ein gutes Stück Arbeit wartete also auf den Musik-Kabarettisten. Zunächst sollten sich die jungen Teilnehmerinnen lustige Geschichten ausdenken. Die Ideen wollten anfangs jedoch nicht sprudeln. "Mama", stöhnte die eine, eine andere malte Blumen in ihren Block. "Sag doch mal was Blödes", versuchte wieder eine andere humoristisch Verwertbares aus ihrer Sitznachbarin heraus zu kitzeln. Vergebens. "Macht doch was über eine Urlaubsreise", riet Reichow. "Vielleicht aus Sicht von Haustieren." Damit traf er die kreative Ader der Schülerinnen. Geschwind entstanden Dialoge von Tieren, die in den Ferien ausgesetzt wurden und im Heim landeten. Die zweite Gruppe ließ sich von der Verspätung des Mainzers inspirieren und schrieb einen Sketch mit dem Titel "Warten auf Reichow". In diesem Beitrag steckte mehr Potenzial als im ersten, und so konnte Reichow schon an die Details gehen. "Versucht, ein bisschen Lokalkolorit rein zu bringen und mit Vorurteilen zu arbeiten." Man müsse unheimlich viel biegen, bis etwas Witziges entstünde, so der Träger des Deutschen Kleinkunstpreises außer Hörweite der Schülerinnen. "Ich habe aber nicht die Mission, viele Kabarettisten zu erschaffen, sondern möchte lediglich Interesse an Kleinkunst wecken." Dennoch solle man beim späteren Auftritt sehen, dass der Workshop kein Quatsch sei. Und das sah man auch.Ob Bierbauch oder Baumarkt

Am Sonntagabend nämlich bestritten die inzwischen sechs Teilnehmerinnen sehr selbstbewusst das Vorprogramm von Lars Reichow im Großen Saal. Überraschenderweise war jetzt der "Tierheim"-Beitrag komischer als der andere. Lisa van Volxen, Nina Huhn, Lisa Oberbillig, Christina Hennes, Martina Putzke und Nadine Boost bewiesen zwar in beiden Szenen schauspielerisches und komisches Talent, doch im zweiten Sketch fehlte die Pointe. Davon besorgte dann Reichow in den folgenden zwei Stunden reichlich. Der ehemalige Gymnasiallehrer ist ein guter Beobachter von Unzulänglichkeiten der Gesellschaft im Allgemeinen und des männlichen Geschlechts im Besonderen. Ob Bierbauch oder Baumarkt, mit dezenter Übertreibung und feinen Formulierungen bringt er das Komische im Alltäglichen zum Vorschein. Mal erzählt und mal singt er über die Schwächen des starken Geschlechts, wobei ihm der Flügel nicht nur als Begleitinstrument, sondern auch als stimmungsweisendes Ausdrucksmittel dient. Zudem verfügt er über ein wirkungsvolles Mienenspiel und eine schöne, rauchige Stimme, mit der er gut Herbert Grönemeyer parodieren könnte. Erfreulicherweise tut er das nicht. Stattdessen macht er poetisches Kabarett. Dafür hat er vor Jahren den Schuldienst (Deutsch und Musik) aufgegeben. Schade für die Schüler, gut für das Publikum.

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