Wieder fit fürs Boxen

TRIER-EHRANG. In einigen Tagen wird Zaid in seine Heimat zurück kehren: den Jemen. Drei Monate war der kleine Wirbelwind zur Behandlung in Deutschland. Dank Vermittlung durch die Hilfsorganisation Hammer Forum wurde eine schlimme Knocheneiterung im Ehranger Marienkrankenhaus erfolgreich behandelt.

 Freuen sich über die gelungene Operation: Elfriede Busch, die Zaid außerhalb der stationären Behandlung in ihrer Familie umsorgte, Zaid und Chefarzt Dr. Jürgen Braun. TV-Foto: Gabriela Böhm

Freuen sich über die gelungene Operation: Elfriede Busch, die Zaid außerhalb der stationären Behandlung in ihrer Familie umsorgte, Zaid und Chefarzt Dr. Jürgen Braun. TV-Foto: Gabriela Böhm

Zaid ist ein Patient, von dem sich Betreuer und Ärzte mit einem weinenden und einem lachenden Auge lösen werden. Er ist das neunte Kind, das - aus Krisen- oder Kriegsregionen kommend - in den letzten Jahren kostenlos im Marienkrankenhaus behandelt wurde. Manche der Kinder vergehen vor Heimweh, leiden unter einem "Kulturschock", können mit dem hiesigen Essen nichts anfangen und haben Verständigungsprobleme. Das war bei Zaid anders, wie sich Dr. Jürgen Braun, Chefarzt der Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, schmunzelnd erinnert. Schmunzelnd deshalb, weil der ungefähr sieben Jahre alte, ausgesprochen pfiffige Junge in der kurzen Zeit nicht nur Deutsch gelernt hat, sondern das Krankenhauspersonal offenbar ziemlich auf Trab hielt. "Es werden Tränen fließen"

Neben einem Testversuch des Rauchmelders, Fahrten mit dem Aufzug oder ausgedehnten Telefonaten in die ferne Heimat zeigte Zaid ausgeprägten Forscherdrang und erkundete sein Umfeld - die Aufsichtspflichtigen hatten alle Hände voll zu tun. Bei aller Aufregung, die das kleine Energiebündel gebracht hat, ist dem Patienten und Personal große Freude über die erfolgreiche Behandlung anzusehen. Am elften Elften wurde Zaid ins Marienkrankenhaus eingeliefert. Der erste Eindruck: "Ein Kümmerling", sagt Braun. Von Würmern befallen, malariakrank, untergewichtig. Das Schlimmste: Eine ausgedehnte Knocheneiterung, die laienhaft auch Knochenfraß genannt wird - hatte fast das ganze rechte Schienbein ausgehöhlt. Ohne Behandlung wäre eine Blutvergiftung wahrscheinlich gewesen, so Braun. Nach der Wurmbehandlung wird Zaid am 20. November von Braun operiert. Eine Nach-OP erfolgt am 31. Januar - zwischen den stationären Aufenthalten wird Zaid von Elfriede Busch in Greimerath aufgenommen. "Es werden schon Tränen fließen, wenn Zaid wieder nach Hause fliegt. Bei ihm und bei uns", sagt die Mutter von fünf Kindern. Die schönsten Erlebnisse für den Jungen seien das Weihnachtsfest und Schnee an zwei Tagen gewesen. "Am liebsten wäre es Zaid, wenn seine Eltern auch hierhin kommen würden", sagt Busch. Daraus wird wohl nichts werden, denn in den nächsten Tagen steht der Rückflug in die Heimat an. Und was sagt Zaid selbst? Er freut sich auf den Jemen, seine Eltern und vier Schwestern und darauf, wieder boxen zu können. Schmerzen habe er nicht mehr, sagt er und zeigt ein entwaffnendes Lächeln. Sein Fazit: "Das Essen in Deutschland ist gut, aber im Jemen ist das Wetter besser." Vielleicht, so der kleine Mann, kommt er einmal nach Deutschland zurück.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort