Wiederentdeckung feiert Premiere

Der Mensch steht im Mittelpunkt der diesjährigen Antikenfestspiele. Ist er zum tragischen Helden geboren wie in Sophokles' "Antigone", oder schließt er sich der autoritären Gefolgschaft an? Hört er auf den Chor der "Trash-People", der in der Trierer "Nabucco"-Inszenierung die Volksvertreibung kommentiert?

 Das Ensemble „kreuz & quer“ präsentiert auf dem Antikensymposium der Universität Trier eine Szene aus Menanders „Der Schwierige“. Das Stück hat am 25. Juni Premiere. TV-Foto: Dorothee Quaré-Odenthal

Das Ensemble „kreuz & quer“ präsentiert auf dem Antikensymposium der Universität Trier eine Szene aus Menanders „Der Schwierige“. Das Stück hat am 25. Juni Premiere. TV-Foto: Dorothee Quaré-Odenthal

Trier. (QO) "Was ist der Mensch?" Dieser Frage ging das zwölfte Antikensymposium im Auditorium Maximum der Universität Trier nach. Es verstehe sich als Bindeglied zwischen Theater und Hochschule, erläuterte Wolfgang Klooß, Vizepräsident der Universität.

Die wissenschaftliche Betrachtung der diesjährigen Antikenfestspiele konzentriere sich auf das Spannungsfeld zwischen Mensch und Gesellschaft. Theaterintendant Gerhard Weber ergänzte, "Antigone" und "Nabucco" seien zwei politische Stücke zum Umgang mit totalitären Regimen. Der Vortrag des Braunschweiger Philosophen Claus-Artur Scheier lautete: "Zwischen Staat und Familie - die Freiheit der Antigone". Oft seien zwei antagonistische Kräfte nicht als gut und böse zu klassifizieren, daher sei Politik die "Kunst des Möglichen", zitierte er Otto von Bismarck. "Tragisch ist das Scheitern der möglichen Vermittlung", so Scheier weiter.

Mit "Idealismus und Widerstand" erläuterten Chefdramaturg Peter Oppermann und "Antigone"-Darstellerin Stephanie Eidt das Regiekonzept der Inszenierung. "Sie ist nicht heldenhaft, aber sie kann nicht anders handeln, als mit allergrößter Konsequenz. Sie geht nicht gerne in den Tod", sagte Stephanie Eidt über Sophokles' Antigone. Mit Claudia Felix als ihre Schwester Ismene präsentierte Stephanie Eidt ein Streitgespräch aus der antiken Tragödie. Musikdramaturg Peter Larsen gab Einblicke in die Trierer "Nabucco"-Inszenierung: "Ist der Mensch ‚Trash'?", fragte er.

Der Aktionskünstler HA Schult stellt für das Bühnenbild einige seiner bekannten "Trash-People" zur Verfügung, die seit über zehn Jahren als Ebenbilder des modernen Menschen der "Müllzeit" um die Welt reisen: Heimatlose auf der Flucht, ein Chor aus Müll, der an das Gewissen appelliert. Bei "Nabucco" kommentieren sie das Geschehen um das Ringen des jüdischen Volkes um Befreiung aus der babylonischen Gefangenschaft. Zum Abschluss des Antikensymposiums präsentierte der musikalische Leiter der Antikenfestspiele, István Dénes, unter der Mitwirkung des Opern-Ensembles Ausschnitte aus Giuseppe Verdis "Nabucco".

Vor fünfzig Jahren wiederentdeckt wurde die Komödie "Dyskolos" des griechischen Dichters Menander. Die germanistische Theatergruppe der Universität, "kreuz & quer", nennt ihre Erstaufführung des Stücks "Der Schwierige", übersetzt von Georg Wöhrle. Marc Bernhard Gleißner und Anka Klotz stellten die antike Komödie vor, die am Sonntag, 25. Juni, um 20 Uhr im Auditorium Maximum der Universität Premiere hat. Die Darsteller Harald Kopp, Florian Metz und Gereon Steeger zeigten eine szenische Kostprobe, die Lust auf mehr macht.

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