Zahl der Straßenprostituierten wächst: Bitburger Straße bleibt für Strich freigegeben - Noch keine Alternative für Ruwerer Straße

Trier · Seit 2011 steht fest, dass der Straßenstrich aus der Ruwerer Straße verschwinden soll. Nur wohin? Noch hat Ordnungsdezernent Thomas Egger keinen konsensfähigen Vorschlag gemacht. Sein Konzept soll aber in diesem Jahr noch fertig werden, kündigte der Beigeordnete in der jüngsten Stadtratssitzung an.

Erst waren es nur zwei Frauen, die im Sommer 2011 an der Ruwerer Straße plötzlich auftauchten, um ihre Liebesdienste anzubieten. Dann waren es drei, dann vier und nun gibt es - laut Stadtverwaltung - etwa zehn Straßenprostituierte in Trier. Nicht nur an der Ruwerer Straße, sondern auch auf den Parkplätzen entlang der Bitburger Straße. Dort gibt es schon seit Jahrzehnten käuflichen Sex, in den vergangenen Jahren ist die Anzahl der Frauen aber offenbar auch dort gewachsen. Die Zunahme der Prostitution in Trier hängt für Ordnungsdezernent Thomas Egger mit der "grenznahen Lage der Stadt Trier zu Luxemburg, Frankreich und Belgien" zusammen. In den drei Ländern gelten strengere Prostitutionsgesetze: In Luxemburg sind Bordelle verboten, in Frankreich machen Freier sich strafbar, und in Belgien steht das Rotlichtmilieu unter stärkerer polizeilicher Kontrolle.

Wie viele Frauen - neben den Straßenprostituierten - ihre Kunden bei sich zu Hause in den eigenen vier Wänden empfangen, dazu liegen der Stadt keine Zahlen vor. "Eine Meldepflicht für Prostituierte gibt es nicht", erklärte Ordnungsdezernent Thomas Egger in der jüngsten Stadtratssitzung auf Anfrage der SPD. Lediglich bei der gewerblichen Vermietung - wenn ein Hauseigentümer Zimmer oder Appartements an Frauen verpachtet, die dort ihrem Job nachgehen - muss die Stadtverwaltung informiert werden. Denn auch dieses Gewerbe ist zum Beispiel in reinen Wohngebieten nicht zulässig.

Als echte Bordelle, bordellartige Betriebe oder Bars mit entsprechendem Angebot sind auf dem Trierer Stadtgebiet zurzeit 13 Einrichtungen gemeldet, davon ein Flatrate-Bordell, bei dem Freier für ein fixes Eintrittsgeld so oft und mit so vielen Frauen Sex haben können, wie sie möchten oder schaffen.

Wie viele Frauen in diesen Bordellen arbeiten, ist der Stadtverwaltung wiederum nicht bekannt.Neues Konzept scheint vage



Das neue Prostitutionsgesetz, das der Bund kürzlich in den Gesetzgebungsprozess eingebracht hat, soll Grundlagen schaffen, das Gewerbe besser kontrollieren zu können. Wie das Gesetz in Trier umgesetzt werden kann, darüber berate der Runde Tisch Sexarbeit und der Arbeitskreis Prostitution derzeit, erklärte Egger. Zuletzt hat sich der AK Prostitution im Frühsommer 2014 getroffen, laut Egger soll er allerdings noch im ersten Halbjahr 2015 erneut zusammentreffen, um seine Arbeit weiterzuführen.

Die Ausführungen von Ordnungsdezernent Egger zeigten, "dass es noch viele ungeklärte Baustellen" gibt, kritisierte SPD-Stadträtin Tamara Breitbach in der Stadtratssitzung am Dienstag.

Tatsächlich arbeitet Egger seit Sommer 2011 an einem Gesamtkonzept, das regeln soll, in welchen Trierer Straßen Prostitution künftig zugelassen sein soll, welche Baugebiete von Wohnungsprostitution ausgeschlossen werden und wo potenzielle neue Bordelle im Stadtgebiet zulässig sind. Bislang ohne Zwischenergebnis: Nach dem Versuch, den Straßenstrich von der Ruwerer Straße in die Metternichstraße zu verlegen, waren Bürger und Anlieger auf die Barrikaden gegangen. Die Stadtverwaltung zog den Vorschlag zurück. Das neue Konzept scheint bislang vage: Die Überlegung, "nur zwei Straßen für die Straßenprostitution zur Verfügung zu stellen und das übrige Stadtgebiet zur Sperrzone zu erklären, erscheint zielführend", erklärte Egger in der Stadtratssitzung. Und weil es bisher "keine ernsthaften Beschwerden über die traditionell an der Bitburger Straße praktizierte Prostitution gibt", soll der entsprechende Teil dieser Straße auch weiter für die Straßenprostitution freigegeben sein. Welches die zweite Straße sein wird, ist allerdings noch ungeklärt. Fest steht nur: Die Ruwerer Straße - Ein- und Ausfallroute ins und vom Ruwertal in die City - soll es nicht mehr sein.

Auf Nachhaken der SPD erklärte Egger in der Ratssitzung: "Ich versuche, noch in diesem Jahr alle offenen Fragen abzuarbeiten und das Gesamtkonzept vorzulegen."Extra

Der Runde Tisch Sexarbeit befasst sich mit den sozialen Aspekten der Prostitution, an ihm sitzen Vertreter von Trägern, die mit diesem Thema in Berührung kommen, Sozialarbeiter, Gesundheitsberater und Vertreter verschiedener Beratungsstellen. Der Arbeitskreis Prostitution ist eine verwaltungsinterne Gruppe mit Vertretern aus den städtischen Ämtern, zum Beispiel Jugendamt, Gesundheitsamt, Baudezernat und Jobcenter. Der AK beschäftigt sich vorrangig mit ordnungspolitischen und baurechtlichen Fragen. Die Verzahnung von Rundem Tisch und AK übernimmt die Trierer Frauenbeauftragte Angelika Winter, die beiden Gremien angehört. woc

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