Zeugnisse der Nachkriegszeit

TRIER. (fis) Wenn ein Besucher des Hauptfriedhofes sich 50 Meter hinter dem alten Eingang nach links wendet und nochmals die gleiche Strecke geht, so trifft er auf ein Feld mit etwa 80 schlichten Kreuzen. Dies ist die Ruhestätte von mehr als 160 ehemaligen NS-Zwangsarbeitern und nach Deutschland verschleppten Menschen, darunter 91 Kinder.

Die meisten der hier zwischen 1945 und 1949 Bestatteten lebten in einem Flüchtlingslager in Trier-Feyen, das in der dortigen ehemaligen Kaserne untergebracht war. Schon im Mai 1945, also unmittelbar nach Kriegsende, versuchten die alliierten Streitkräfte mithilfe solcher Lager eine geordnete Rückreise und Versorgung ehemaliger NS-Zwangsarbeiter und Kriegsgefangener zu ermöglichen. Die überwältigende Mehrheit der in Feyen einquartierten Personen stammte aus Polen. Bis Ende des Jahres 1945 waren hier schätzungsweise 5000 Personen eingetroffen. Dabei wurde das Feyener Lager der zentrale Sammelpunkt bis weit über die Region Trier hinaus. Verschleppte aus Lebach, Koblenz und Landstuhl fanden hier genauso eine vorübergehende Unterkunft wie die Zwangsarbeiter aus dem Romika-Werk in Gusterath oder aus Industrie und Landwirtschaft in Bitburg, Konz und anderen Orten. Diese große Ansammlung von Menschen erwies sich für die umgebende Trierer Bevölkerung als ein permanentes Sicherheitsproblem. Einerseits wegen der schlechten Versorgung mit Lebensmitteln, andererseits wegen der jahrelangen Entbehrungen andererseits, kam es zu zahlreichen Gewaltakten durch die Lagerbewohner an den Einheimischen. Doch bei allen Schwierigkeiten gab es auch Begegnungen freundschaftlicher Art zwischen Deutschen und den ehemaligen Zwangsarbeitern. So fanden häufig Fußballspiele zwischen polnischen Mannschaften und dem Eurener Sportverein statt. Auch ein Gemeindeleben mit Pastor Lorenz Hans und dem polnischen Priester Edmundus Staweckti konnte in Feyen etabliert werden. Letzte Beerdigung im September 1949

Bis 1947 konnten aus der französischen Besatzungszone etwa 110 000 Polen repatriiert werden, von den dann noch verbliebenen Personen wanderten viele nach Kanada, Australien oder die USA aus. Das kann auch Heinz Toll, Mitarbeiter des Grünflächenamtes, berichten. "Wir hatten hier schon Gäste aus allen Teilen der Welt, die die Grabstätten ihrer Verwandten besuchen", sagt er. Im Jahre 1949 wurde dann das Lager in den alten Kasernen geschlossen, und auch das spiegelt sich auf dem Gräberfeld wider: Die letzte Beerdigung einer verschleppten Polin war am 2. September 1949.

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