Zu viele Friedhöfe

Den Friedhöfen droht der Todesstoß. Immer mehr traditionelle Begräbnisstätten sehen sich aus sehr irdischen, nämlich finanziellen Gründen am Ende ihrer Tage, sie werden geschlossen. Vielerorts in Deutschland. Auch die Stadt Trier wird sich diesem Problem stellen müssen.

Trier. (gsz) Es sind nackte Zahlen, die auch die größten Optimisten zwingen könnten, ihre Hoffnungen zu Grabe zu tragen. 17 städtische Friedhöfe in einer gerade mal knapp 104 000 Einwohner zählenden Stadt - ein Verlustgeschäft, in das aus der Stadtkasse jährlich etwa 414 000 Euro fließen. Tendenz steigend.

Doch wer will der Totengräber sein? Wer Geld über die Gefühle der Menschen stellt, hat schnell sein eigenes Grab geschaufelt. Allerdings lassen sich auch die Fakten nicht tot schweigen. Der Status quo: Durch die umfangreichen Eingemeindungen sammelten sich im Verlauf von Jahrzehnten 17 städtische Friedhöfe an, auf denen derzeit rund 26 000Gräber existieren, die entweder durch die Ruhefrist begrabener Verstorbener oder durch eine Nutzungsfrist an Angehörige gebunden sind. Dabei trägt der Hauptfriedhof - seit 1804 wurden hier rund 350 000 Trierer beerdigt - mit circa 12 000 bis 14 000 Ruhestätten die Hauptlast. Insgesamt darf man davon ausgehen, dass nahezu jede Familie in der Stadt irgendwo einen Verstorbenen zu betrauern hat.

Den vielen Friedhöfen stehen jedoch relativ wenige Verstorbene gegenüber. 2007 waren es in Trier 1046 Menschen. Der hiesige Bezirksverbandsvorsitzende des Bundesverbandes Deutscher Bestatter (BDB), Guido Eis: "Rund 70 Prozent von ihnen, und das ist weit über dem Bundesdurchschnitt von 48 Prozent, wurden 2007 verbrannt. Von diesen 70 Prozent ließen sich etwa zwöf bis 13 Prozent im Ausland kremieren und ihre Asche gleich dort anonym verstreuen." Außerdem: Etwa 20 Prozent der Verstorbenen fanden eine Ruhestätte auf einem der kirchlichen Friedhöfe, St. Paulin und St. Matthias. Für die 17 städtischen Friedhöfe blieb da nicht viel. Lediglich 712 Menschen wurden auf ihnen 2007 beigesetzt - 310 wurden erdbestattet, von 402 wurde die Urne versenkt. Michael Heimes, stellvertretender Amtsleiter vom Grünflächenamt Trier: "Noch Mitte der 90er Jahre herrschte auf den Trierer Friedhöfen Platznot. Der Umschwung kam dramatisch schnell." Mehr zum Thema Seite 9

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