Zündeln nur am Martinstag erlaubt

OLEWIG. Einmal im Jahr zündeln sie sogar selbst - schließlich kennen sie sich aus mit dem lodernden Element: Am Martinstag sind die Olewiger Floriansjünger für das traditionelle Feuer verantwortlich. Auch sonst bereichert die Freiwillige Feuerwehr Olewig, einer der traditionsreichsten Löschzüge Triers, das gesellschaftliche Leben im Stadtteil.

Gleich hinter der Eingangstür des Feuerwehr-Gerätehauses empfängt den Besucher eine schwarz glänzende Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg. Die sei 1994 am Domfreihof gefunden worden, erzählt Löschzugführer Werner Bettendorf, der damals mit seinen Mannen die Entschärfung der Bombe absichern half. Und da kurz vorher das neue Olewiger Feuerwehrhaus eingeweiht worden war, habe man gebeten, die Bombe behalten zu dürfen, als Glücksbringer sozusagen."Wer da nicht fit ist, kippt um"

An den Wänden hängen weitere Erinnerungen an die Geschichte der im Jahr 1900 gegründeten Olewiger Feuerwehr: Bilder von Großeinsätzen wie dem Brand bei der Firma Leyendecker im Jahr 1995, der größten Feuersbrunst in Trier nach dem Ende des Krieges. Für die Olewiger Wehr war der Brand ein doppelt trauriges Ereignis, weil eines ihrer Mitglieder sich bei den Löscharbeiten schwer verletzte. "Die Feuerwehr ist etwas anderes als ein Sport- oder Gesangsverein", sagt Bettendorf, der seit fünf Jahren Wehrführer in Olewig ist. Denn auch die freiwilligen Floriansjünger riskierten Gesundheit und Leben. Umso wichtiger sei es, dass sie von ihren Kollegen der Berufsfeuerwehr als auch von der Stadtverwaltung inzwischen als gleichberechtigte Partner anerkannt würden. "Das war nicht immer so", fügt Bettendorf hinzu. Doch Großeinsätze sind in Olewig glücklicherweise selten. Ein gutes dutzend Mal pro Jahr rückt der Löschzug aus, meist zu kleineren Wohnungsbränden, oder um Windbruch zu beseitigen und den Hochwasser führenden Olewiger Bach einzudämmen. Weit häufiger treffen sich die 35 aktiven Feuerwehrmänner, um für den Ernstfall zu üben: Alle zwei Wochen bittet Bettendorf zur Versammlung ins Feuerwehrhaus. Ebenso regelmäßig steht Sport auf dem Dienstplan. Schließlich müssen sie im Brandeinsatz nicht nur Helm und Schutzanzug, sondern auch ein Atemschutz-Gerät tragen und dazu bei nicht selten unerträglicher Hitze die schweren Schläuche ausrollen. "Wer da nicht fit ist, kippt um", sagt der Wehrführer. Deshalb messen sich der 53-Jährige und seine Kollegen schon seit Jahren im "Duathlon", bei dem zweimal 2,5 Kilometer gelaufen und dazwischen sechs Kilometer Rad gefahren werden müssen. Freiwillig aufs Rad steigen die Feuerwehrmänner ebenfalls alle zwei Jahre - dann geht es zu einer Spritztour in die Region. Regelmäßig findet an Pfingsten ein Ausflug statt, zuletzt nach München. Nicht zu vergessen: der jährlich stattfindende "Tag der offenen Tür" im Feuerwehrhaus. "Ein gewisses Vereinsleben muss auch die Feuerwehr haben", sagt Bettendorf. Nicht zuletzt, da es seit Anfang 1991 eine Jugend-Feuerwehr gibt, die unter Bettendorfs Vorgänger Wolfgang Schuh gegründet wurde und momentan zehn Mitglieder zählt. Um Nachwuchs zu werben undzum üben, fänden regelmäßig Informationstage an Kindergärten und an der Grundschule Olewig statt, sagt Bettendorf. Dann werde, um einen Brand zu simulieren, die Schule "vernebelt" und so manches Kind per Drehleiter "gerettet". So lernen die Olewiger schon in jungen Jahren ihre Männer mit den gelben Helmen kennen und erfahren nebenbei, dass zündeln nur die Feuerwehr darf. Und auch das nur einmal im Jahr. Am Martinstag.

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