Zukunft für Kreativität

TRIER. Wenn angehende Designer mit ihrem FH-Studium fertig sind, verlassen sie Trier mangels beruflicher Perspektiven. Anja Hegenbart und Viviane Stephano bleiben und machen sich mit einem Design-Shop selbstständig. Eine Existenzgründung der - für Trier - besonderen Art.

Der Fachbereich Modedesign der Fachhochschule Trier genießt über die Grenzen Deutschlands hinaus einen guten Ruf. Er macht Trier zu einem beliebten Studienziel - und zur Durchgangsstation. Denn erworbenes Wissen und Fähigkeiten lassen sich hier nicht beruflich nutzen. Die Jobs winken weit entfernt in den großen Metropolen. Anja Hegenbart (29) und Viviane Stephano (26) trotzen diesem Trend: Die beiden ehemaligen Studentinnen bauen sich eine berufliche Zukunft an ihrem Studienort auf.Belebung für die Walramsneustraße

Das Unterfangen macht neugierig. Zu den zahlreichen Gästen der Eröffnungsfeier im Design-Shop "Artischocke" (Walramsneustraße 7) zählt auch OB Helmut Schröer: "Ich finde es toll, dass junge Leute eigene Wege gehen und in Trier was Neues machen." Das Novum: "Wir bieten in der ‚Artischocke' Studenten, Diplomanden und Jungdesignern die Möglichkeit zu Präsentation, Ausstellung und Verkauf ihrer Kreationen", erläutert die aus Frankfurt stammende Anja Hegenbart. Mangelnden Zuspruch befürchten die Jungunternehmerinnen nicht. Viviane Stephano: "Wir wissen aus eigener Erfahrung, wie teuer das Studium ist und wie viele Arbeiten aus den neun Semestern daheim in Schränken hängen." Ebenso ergehe es Studierenden anderer kreativer Fachbereiche wie Schmuck- und Grafik-Design oder Innenarchitektur: Sie haben schöne Unikate fabriziert, aber keine reelle Chance, außerhalb des eigenen Dunstkreises jemanden damit zu beglücken. "Wir möchten ihnen mit unserer Galerie die Möglichkeit bieten, eine finanzielle Unterstützung zu erlangen. Der Verkauf läuft auf Provisionsbasis", sagt die 26-jährige Triererin. "Und wir möchten eine Anlaufstelle für Ideen und Kontaktherstellung sein." Damit tun die beiden Designerinnen nicht zuletzt der Walramsneustraße etwas Gutes: Sie nutzen nach wochenlangen Renovierungs- und Einrichtungsarbeiten ("Alles in Eigenleistung") die ehemaligen Geschäftsräume des Musikhauses Neumetzler, die jahrelang leer standen. Deshalb zeigte sich die Familiengesellschaft Reh als Besitzer des Hauses in der Mietfrage sehr generös. 110 Quadratmeter Ausstellungsfläche bietet die "Artischocke"; bei Bedarf können noch Nebenräume genutzt werden. Infos: www.artischocke-trier.de

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