Zwischen Bond und Wirklichkeit

TRIER. (fro) Die Geheimdienste sind bei uns mit neuen Schwer-punkten sehr aktiv. Das ist zumindest die Quintessenz eines Vortrags in der Jägerkaserne in Trier-Euren. Dort sprach der Jurist Friedrich Wilhelm Schlomann über die größten Geheimdienste der Welt.

Der 75-jährige Jurist Friedrich Wilhelm Schlomann aus Königswinter war Zeitzeuge des Kalten Krieges. Seit 1959 für Ministerien und bis 1992 als Redakteur der Deutschen Welle war er mit dem Thema Fernost betraut und hat seine Erfahrungen und sein Wissen in 15 Büchern festgehalten. Den Experten in Geheimdienstfragen hatte Oberstleutnant von Haaren, Sektionsleiter der Gesellschaft für Wehr- und Sicherheitspolitik, zusammen mit dem Verband der Reservisten der Bundeswehr und dem Verteidigungsbezirkskommando 42 für einen Vortrag eingeladen. "Es ist gewollt, dass die Bevölkerung im Unklaren bleibt", war Schlomanns erste Aussage. Schlomann listete die Fähigkeiten und Kapazitäten der größten Geheimdienste dieser Welt auf - zu denen der Bundesnachrichtendienst (BND) in Pullach allerdings bestimmt nicht gehöre.Kritik am Bundesnachrichtendienst

Während in den USA die 13 Geheimdienste seit dem 11. September rund 20 Prozent mehr Geld zur Verfügung hätten, seien das Budget und das Personal des BND seit 1991 reduziert worden. Und dies, betont Schlomann, obwohl neue Aufgaben wie zum Beispiel der internationale Terrorismus, Drogenhandel und die GUS-Staaten hinzu gekommen seien. "Bei den anderen Geheimdiensten stehen eindeutig die nationalen Interessen im Vordergrund", sagt er. "Die sind in jedem Fall darin zu sehen, den wirtschaftlichen Vorsprung zu halten, oder wie im Falle Russlands, den Anschluss nicht zu verlieren." Die Politik in Deutschland betrachte den BND nur als eine Art Frühwarnsystem für politische Entwicklungen. Dennoch werde seitens der Politiker den Informationen oft kein Glauben geschenkt. Breiten Raum in seinen Ausführungen nahm sein Rückblick in die Erfolge und Misserfolge, Stärken und Schwächen der verschiedenen Geheimdienste ein. Die Problematik der westlichen und demokratischen Geheimdienste: "Die Einschleusung von Agenten in Terrororganisationen ist sehr problematisch, da sie eventuell Straftaten ausführen müssen." Anders agiere der israelische Geheimdienst Mossad, der sich allerdings permanent im Kriegszustand befände."Technisch ist alles möglich"

"Technisch ist alles möglich, es gibt keine Chiffre, die nicht zu knacken ist", warnt Schlomann. Zurückhaltung bei Telefonaten, Fax und E-Mails sei angebracht. Er beschrieb zugleich auch die Naivität, mit der in jüngster Zeit die Deutschen den Ausspähversuchen von Agenten aller, auch der "befreundeten", Geheimdienste auf den Leim gingen - "von Kamerad zu Kamerad, wir wollen ja von euch lernen". Manche fühlten sich wohl geschmeichelt, wenn ein Russe die Frage stellt. Etwas Betroffenheit, zumindest Nachdenklichkeit, blieb in den Gesichtern der zahlreichen Zuhörer zurück.

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