Bewusstsein fehlt

Zum Bericht "Odyssee für ein Paar Einlagen" (TV vom 1. Juli):

"Ihre Krankenkasse zahlt alles, was Ihnen der Arzt verordnet" - diesen Standardsatz hören Patienten seit Jahren immer wieder von ihren Krankenkassenvertretern und verknüpfen damit hohe Erwartungen. Die Kehrseite ist jedoch, dass sich die Krankenkassen via Regressforderung das von den betroffenen Ärzten wieder holen, wovon sie meinen, dass es zu viel oder ungerechtfertigterweise verordnet wurde. Nach außen hin wird so eine Großzügigkeit demonstriert, die die Wirklichkeit einer tatsächlichen Kontigentierung und Rationierung medizinischer Leistungen überdecken soll, und es wird auf recht perfide Weise der Schwarze Peter den Ärzten zugeschoben. Löblicherweise wurde in dem Artikel erwähnt, dass das Damoklesschwert "Regress" über uns niedergelassenen Ärzten schwebt. Im Klartext heißt das, dass wir, wenn wir Pech haben, die von uns verordneten Medikamente, Heilmittel und Hilfsmittel zum Teil selbst bezahlen müssen. Um so ärgerlicher ist es, wenn wie im hier vorgestellten Fall Bemühungen zur Kosteneinsparung von ärztlicher Seite durch die zuständigen Krankenkassen in keiner Weise unterstützt, sondern mit der oben erwähnten Bemerkung lapidar abgetan werden. Ohne die Details des konkret erwähnten Falles zu kennen, wage ich doch zu bezweifeln, ob es tatsächlich einen medizinischen Grund für die Verordnung von drei Paar Einlagen innerhalb eines Jahres gibt. Wir Ärzte sehen uns zu allererst dem Wohle unserer Patienten verpflichtet, und es soll keinem eine wirklich notwendige Behandlung verwehrt werden. Wir sehen uns aber auch in der Verantwortung den Kostenträgern gegenüber, oder besser gesagt, der Allgemeinheit gegenüber, die durch ihre Beiträge unser Gesundheitssystem finanziert, welches ohnehin kurz vor dem Kollaps steht. Dr. Bernhard Schmitz, Trier

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort