NACHRUF

WOLFGANG JAMMERS: Es gab viele Möglichkeiten, den Mann mit dem markanten Schnurrbart kennen zu lernen. Als Chefarzt der Nuklearmedizin am Trierer Brüderkrankenhaus und gelernten Psychotherapeuten.

Aber auch als kunstsinnigen Sammler und Mäzen, dem die Kulturszene am Herzen lag. Oder als liebenswürdigen, ermutigenden Gesprächspartner. Oder, fraglos die für Außenstehende überraschendste Variante: Als Straßenmusiker, der bei zahllosen Anlässen unermüdlich für eine guten Zweck die Kurbel der Drehorgel schwang. Da stand er zu jeder Jahreszeit, den charakteristischen Kahlkopf oft unter einem Hut versteckt, und spielte für Kinderschutzbund und Kirchturmsbau, Hospiz und Stadtteilfest. Mit seiner Frau Waltraud baute er eine große, sorgfältig zusammengestellte private Kunstsammlung auf. Vor vierzehn Tagen wurde eine Ausstellung mit Meisterwerken von Horst Janssen und Georg Baselitz aus dieser Sammlung in der Europäischen Kunstakademie eröffnet. Jammers habe das Sammeln stets auch gesellschaftliche Aufgabe und Verantwortung begriffen, hieß es bei der Eröffnungsrede zur Vernissage. Obwohl er seit einigen Wochen um seine tödliche Erkrankung wusste und daraus im Freundes- und Bekanntenkreis keinen Hehl machte, bestand der Mediziner darauf, die Ausstellung wie seit langem geplant zu realisieren. Es wurde einer seiner letzten Wünsche. Wolfgang Jammers starb 63-jährig am 12. September. Dieter Lintz

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