Name wird nur missverstanden

Zur Umbenennung des Hindenburg Gymnasiums Trier (HGT):

Als ich vor mehr als zehn Jahren ein Angebot für eine Stelle am Hindenburg-Gymnasium erhielt, war ich erfreut über das Angebot, an einer offensichtlich wirklich guten Schule arbeiten zu können, peinlich berührt aber vom Namen dieser Anstalt. Und die Reaktionen meiner Umgebung auf diesen Namen reichten von Verblüffung bis zu süffisantem Spott. Hier in der Region steht der Name für eine gute Schule. Aber außerhalb verbindet man damit zuerst die Person Hindenburgs. Und genau diese Assoziationen sind wenig schmeichelhaft. So brillant der Militär Hindenburg auch die Schlacht von Tannenberg gewonnen haben mag, er hat durch die Förderung der Dolchstoßlegende der Weimarer Republik das Überleben sehr erschwert und durch die Berufung Hitlers zum Reichskanzler ihr Leben beendet. Hindenburgs Rolle wird heutzutage auch von Historikern überwiegend äußerst kritisch gesehen.Der Name einer Schule ist immer ein bisschen programmatisch und spiegelt ihre allgemeinen Erziehungsziele und ihre Werte wider. Ich kann nicht erkennen, dass der Name Hindenburg heutzutage noch mit den Werten verbunden wird, die unsere Schüler für die Zukunft rüsten. Und ich kann auch nicht glauben, dass die Nennung eines solchen Schulnamens Anstoß gibt, über die Gründe für das Scheitern der Weimarer Republik nachzudenken. Dieser Name kann ohne langatmige Erklärung nur missverstanden werden. Und außerhalb von Trier hätte man sich weiterhin gewundert, warum noch eine Schule diesen Namen trägt, wie das der damalige Bundespräsident Johannes Rau vor einigen Jahren zum Ausdruck gebracht hat, als er einen Preisträger unserer Schule in Berlin geehrt hat. Nun ist eine Namensänderung eine ernste Sache, die nicht so ohne weiteres durchgeführt werden sollte. Aber das Kollegium am HGT diskutiert diese Frage schon seit Jahren in sehr ernsthafter, sachlicher und unaufgeregter Weise. Der Beschluss ist gefasst, ohne Triumphgefühle, aber auch ohne Demütigungsgefühle. Und so konnte sich das Kollegium schnell wieder auf seine Arbeit konzentrieren, denn wir wollen weiterhin eine gute Schule bleiben. Christian Fruböse, TrierOberstudienrat am HGT schule

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