STADTGESPRÄCH

Hermann Kleber ist ein kluger Mann. Als der stellvertretende Vorsitzende der UBM-Fraktion im Stadtrat gemerkt hat, welche Empörung in der Öffentlichkeit seine "Verschwiegenheits-Anfrage" hervorrief, hat er eine Rolle rückwärts vollführt.

Nach dem Studium der Leserbriefe im TV dämmerte dem Professor offenbar, dass eine Verfolgung von Stadtrats-Mitgliedern, die etwas aus nicht-öffentlichen Sitzungen erzählen, der falsche Weg ist. Nun will Hermann Kleber plötzlich dafür eintreten, so viele Themen wie möglich öffentlich statt hinter verschlossenen Türen zu diskutieren. Waltraud Jammers ist eine kluge Frau. Die Sozialdemokratin hat öffentlich protestiert, weil sie sich in wichtigen Dingen nicht ausreichend informiert fühlte, weil sie "ein scheußliches Gefühl des Schwimmens" verspürte. Mit ihrem mutigen Auftritt ist der SPD-Frau etwas gelungen, wovon ihre Partei in Trier seit Jahren träumt: Sie hat etwas bewegt in dieser Stadt, in der sich viele Bürger von der Politik nicht mehr ernst genommen fühlen. Sie hat die wichtige Debatte um mehr Transparenz angestoßen, für die sie lautstarken öffentlichen Applaus bekommen hat. Ist Friedel Jaeger ein kluger Mann? Klug wäre er, wenn er auf die zahlreichen klugen TV -Leser hören würde, die ihren Unmut über "Verschwiegenheiten" in der Politik bekundeten. Klug wäre er, wenn er nicht stets für nicht-öffentliche Sitzungen in Angelegenheiten plädieren würde, die jeden Bürger dieser Stadt interessieren. Noch klüger wäre Jaeger, wenn er erkennen würde, dass er als Fraktionschef der SPD kaum noch tragbar ist, weil er offensichtlich seine Partei spaltet. Die beiden stellvertretenden Trierer SPD-Parteivorsitzenden Begoña Hermann und insbesondere Christian Schmitz betrachten Jaeger jedenfalls als Auslaufmodell, wie sie in Leserbriefen mehr oder weniger offen deutlich machten. Frank Giarra

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort