STADTGESPRÄCH

Trotz Regens und Kälte: Frei zu haben kann so schön sein, besonders, wenn's in der Firma so richtig schief läuft. Wie gestern beim Praktiker-Heimwerkermarkt. Während sich gleich mehrere Verantwortliche zu Hause entspannt zurück legen konnten - der Trierer Marktleiter weilt im Urlaub, und im Saarland, wo die deutschlandweite Einkaufszentrale des Billig-Riesen ihren Sitz hat, war Feiertag -, waren die Stellvertreter der tobenden Heimwerker-Kundschaft hilflos ausgesetzt.

Dabei hatte Praktiker per Prospekt schier Unglaubliches für den gestrigen Montag versprochen: Syphonzangen, Flachrundzangen, Mehrzweckzangen und Schraubendreher in mannigfacher Ausführung zu Mini-Preisen zwischen 25 und 40 Cent sollte es geben. Hunderte Handwerker folgten dem verlockenden Werberuf und reisten rechtzeitig um 8 Uhr zur versprochenen Preisschlacht an. Einzig der Lieferant aus Taiwan war nicht pünktlich. Und mit ihm seine Zangen, Schraubendreher und Hämmer. "Wir können nix dafür", verteidigte sich der stellvertretende Marktleiter Dirk Auel aus sicherer Deckung in seinem Büro im Nebenflur. "Die Einkaufszentrale im Saarland hat die Bestellung gemacht. Als am Freitag die Ware nicht kam, wussten wir schon, dass das nix mehr wird." Tatsächlich: Auch am Samstag und Montag früh blieb der Zangenmann aus dem fernen Asien vermisst. "Eigentlich arbeiten wir deutschlandweit mit diesem Lieferanten zusammen, wir wissen auch nicht, was los ist. Von unseren saarländischen Einkäufern ist niemand zu erreichen", erklärte Auel. Und jetzt? Was ist mit dem vollmundigen "Vergleichen Sie selbst"-Schild am Markteingang, auf dem Praktiker seine eigenen (niedrigen) Preise für ausgesuchte Produkte mit den (höheren) Preisen der Konkurrenten Hela und Hornbach vergleicht? "Jo, diesmal ist der Schuss wohl kräftig nach hinten losgegangen", gesteht Auel. Aber man sei schließlich absolut kundenorientiert und habe drei Mitarbeiter an die Informationstheke abgeordert, um Bestellungen entgegen zu nehmen. "Bis Donnerstag ist die Angebotsware entweder da, oder wir geben höherwertige Zangen zum gleichen Preis 'raus", sagt Auel. Warten wir ab, ob der Heimwerkerriese sein Versprechen diesmal halten kann. Oder ob die enttäuschten Kunden bei der nächsten Werbeaktion lieber gleich auf die Fahrt in das Eurener Industriegebiet verzichten. Das wäre dann noch billiger als eine nicht-vorhandene Taiwan-Zange zu 25 Cent. Christiane Wolff

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