Brutale Hatz auf die eleganten Vögel

Dies kann nach Ansicht der Experten kein Zufall sein: Seit der ersten Dezemberwoche wurden am Moselufer bei Mehring insgesamt sechs Schwäne mit Verletzungen an Flügeln und Beinen gefunden. Einer der Wasservögel wies auch schwere innere Verletzungen auf und war nicht mehr schwimmfähig.

 In Behandlung: Zwei der Schwäne mit Flügel- und Fußverletzungen. Foto: Lothar Lorig

In Behandlung: Zwei der Schwäne mit Flügel- und Fußverletzungen. Foto: Lothar Lorig

Mehring/Trier. Die mühsame und aufwendige Versorgung der insgesamt siebenköpfigen Schwanenfamilie hat der Verein Umwelt- und Katastrophenschutz übernommen. Lothar Lorig, Vorsitzender des Vereins, schildert das Geschehen:

Der erste Hinweis kam am 3. Dezember von einer Bewohnerin aus Mehring, der in Ufernähe ein am Flügel verletzter Schwan aufgefallen war. Bei der Suche nach dem Tier wurde eine Schwanenfamilie aufgefunden, die am Flussabschnitt Mehring/Pölich lebt. Zwei der Vögel - eine Mutter mit Jungtier - lagen mit erheblichen einseitigen Flügelverletzungen am Ufer. Ein weiteres weibliches Jungtier wies leichte Blessuren auf, und ein männliches Jungtier trieb schwer verletzt im Wasser. Die Suche nach dem "Familienvater" blieb zunächst erfolglos - dieser Schwan wurde am 6. Dezember vor der Schleuse Detzem geborgen. Er war nicht mehr gehfähig. Am 15. Dezember fand man ein weiteres Jungtier der Familie mit Bein- und Flügelverletzungen. Der Vogel war geh- und flugunfähig.

Die verletzten Wasservögel wurden nach Trier-Feyen in die Schwanenstation des Vereins gebracht und später in einer auf Wildvögel spezialisierten Tierklinik in Mayen behandelt.

Die Diagnose der Klinik: "Ein Teil der Tiere litt an Verletzungen sehr ähnlicher Art mit Schultertraumen und geplatzten Luftsäcken. Dies kann passieren, wenn ein Schwan am Flügel gepackt und dann mit großer Kraft herumgeschleudert wird." Bei einem älteren männlichen Schwan diagnostizierte der Tierarzt eine Rückenverletzung. Außerdem habe er auf einem Bein nicht stehen können.

Dazu Schwanen-Experte Lorig: "Der Luftsack steht in Verbindung mit der Lunge und dienst dem Vogel zum Auftrieb im Wasser. Platzt er, strömt Luft in den Körper. Der Schwan wird aufgebläht und verliert langsam das Gleichgewicht auf dem Wasser. Im Extremfall kann dies dazu führen, dass sich der Vogel auf den Rücken dreht und ertrinkt." Daher veranlassten solche Verletzungen den Schwan instinktiv, das Wasser zu verlassen. Zusammenfassend könne gesagt werden: Einige Schwäne wurden an den Flügeln gepackt und herumgeschleudert, hinzu kamen vermutlich Stockschläge auf den Rücken und Schläge oder Tritte gegen die Beine.

Fünf Triere der siebenköpfigen Schwanenfamilie werden zurzeit stationär behandelt. Lothar Lorig: "Wegen der teils schweren und komplizierten Verletzungen lässt sich zum weiteren Heilungsverlauf noch keine Aussage treffen."

Da natürliche Ursachen mit hoher Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen sind, hat der Verein Strafanzeige gegen Unbekannt wegen Trierquälerei und Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz erstattet. Wie Polizeisprecher Reinhard Rothgerber gestern auf Anfrage bestätigte, hat das Umweltkommisariat der Trierer Kriminalpolizei die Ermittlungen aufgenommen.

Wegen der entstandenen hohen Kosten bittet der Verein um Unterstützung unter Konto 39000476, Sparkasse Trier, BLZ 58550130. Extra Unter Naturschutz: Beim Höckerschwan handelt es sich nach dem Bundesnaturschutzgesetz um eine besonders geschützte Art. Auch der Lebensraum der Tiere ist geschützt. Wer sich an den Vögeln vergreift, macht sich also nicht nur wegen Tierquälerei strafbar, sondern auch wegen Verstoßes gegen das Naturschutzgesetz.

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