Der Landtagskandidat, der keiner sein will

Trier-Ehrang/Schweich · Der Direktkandidat der Grünen für den Wahlkreis 24 hat klare Ziele. Seine beiden kleinen Kinder stehen bei ihm an erster Stelle. In den Landtag möchte er zurzeit gar nicht. Den Wahlkampf will er dazu nutzen, um das zu verkünden, was ihm am Herzen liegt.

Trier-Ehrang/Schweich. Eine Wahl in den Landtag könnte für Sven Dücker kaum unpassender kommen. Der Direktkandidat der Grünen für den Wahlkreis 24 Trier/Schweich hat sich bewusst für seine Familie entschieden. "Mein Ziel ist es nicht, am 13. März in den Landtag zu kommen", sagt er. Dennoch sieht Dücker die Kandidatur als richtigen Schritt: "Durch den Wahlkampf kann ich besonders für die Dinge werben, die mir am Herzen liegen." Und das sind vor allem die Themen Landwirtschaft, soziale Gerechtigkeit und die Mobilität auf dem Land.Landtagswahl 2016


Der 23-jährige Student lebt gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Lisa und seinen beiden Söhnen (sechs Monate und 2,5 Jahre alt) in Trier-Ehrang.
Ursprünglich kommt Dücker aus dem 2000-Einwohner-Ort Piesport (Landkreis Bernkastel-Wittlich). In der hauptsächlich vom Weinbau geprägten Region hat sich dann auch sein Drang in die Politik entwickelt. "Ich habe sehr viel in den Weinbergen gearbeitet", sagt er. Dort werde vor allem das Unkrautbekämpfungsmittel Glyphosat benutzt. Immer wenn er das Mittel spritzen musste, habe er Hautausschlag bekommen. "Da merkt man schon, wie aggressiv das ist." Es gebe aber auch wesentlich schonendere Wege, gegen Unkraut vorzugehen. Stattdessen solle der Einsatz des chemischen Mittels aber um weitere zwei Jahre verlängert werden, sagt er. "Das kann doch nicht sein." Solche Beispiele fänden sich fast überall in der Landwirtschaft. Bei diesem Thema liege er mit den Grünen auf einer Wellenlänge.
Dückers aktive politische Karriere begann 2011 mit seinem Umzug nach Trier. "Ich bin der Hochschulgruppe beigetreten und habe gesehen, dass die Trie rer Grünen keine Jugendorganisation haben."
Ein Trier ohne Grüne Jugend war für ihn nicht vorstellbar: "Die habe ich dann gemeinsam mit ein paar Freunden aufgebaut." Zuerst habe er dafür den Kontakt zur Landesebene und zum Stadtvorstand gesucht. "Die Atmosphäre war super, und ich konnte mich sofort gut einbringen."
Zu dieser Zeit sei die Partei sehr mobil gewesen. 2013 wurde der Landesvorstand der Grünen um zwei Beisitzer erweitert. Dücker bewarb sich um den Posten und wurde für zwei Jahre gewählt. Damals engagierte er sich auch im Bundestagswahlkampf. Die Zeit empfand Dücker als sehr belastend. "Da steht man dann als 20-Jähriger am Wahlstand und muss sich als Pädophiler beschimpfen lassen." Das sei das erste negative Erlebnis gewesen, das er mit der Politik verbunden habe.
2013 war eine öffentliche Debatte über den Umgang der Partei Die Grünen mit parteinahen Personen, Mitgliedern, parteiinternen Gruppierungen und Vertretern der Pädophilenbewegung in den frühen 1980er Jahren entbrannt. Auslöser war die Verleihung des Theodor-Heuss-Preises 2013 an den Europaabgeordneten Daniel Cohn-Bendit.
2015 wurde Dücker in seinem Amt als Beisitzer für weitere zwei Jahre bestätigt. Das sei insgesamt so viel Arbeit, dass ein Mandat im Landtag für Dücker momentan nicht vorstellbar sei.Noch ein Jahr bis zum Bachelor


Sein Politik- und Philosophiestudium ist bereits im neunten Semester, also drei Semester über der Regelstudienzeit. Er schätzt, dass er noch ein weiteres Jahr bis zum Bachelor-Abschluss benötigen wird. "Meine Zeit stecke ich neben der Arbeit im Vorstand hauptsächlich in die Kinderbetreuung." Da bleibe das Studium häufig auf der Strecke. Seine Lebensgefährtin studiere ebenfalls, sei aber kurz davor, ihren Abschluss zu machen. Ob sein politischer Weg ihn dann doch einmal in den Landtag führen soll, weiß er noch nicht sicher: "Wenn die Kinder groß genug sind, kann man die ganze Situation noch einmal neu bewerten."Extra

Sven Dücker wurde am 2. Juni 1992 in Wittlich geboren. Er studiert seit 2013 Politikwissenschaften und Philosophie an der Universität Trier. Dücker lebt mit seiner Lebensgefährtin Lisa in Trier-Ehrang und hat zwei Söhne im Alter von sechs Monaten und 2,5 Jahren. Er hat sich über viele Jahre in der Feuerwehr engagiert, ist seit seinem Umzug nach Trier aber inaktiv. Seine knapp bemessene Freizeit verbringt er am liebsten mit Freunden. Dazu gehören auch Besuche in Piesport - unter anderem in der Karnevalszeit. An den Karnevalssitzungen beteiligt er sich mit einem Showtanz. Er beschreibt sich selbst als unmusikalisch. Beim Tanzen steht für ihn vor allen Dingen der Spaß im Vordergrund. Musik kommt in seinem Leben dennoch nicht zu kurz. Ein fester Termin in seinem Kalender ist der jährliche Besuch des Lott-Festivals bei Raversbeuren (Rhein-Hunsrück-Kreis). Auch sonst besucht er gerne Konzerte von regionalen Indie- und Alternativerock-Bands. sek

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