Diskussion in Farschweiler über befürchtete Schulschließung ohne greifbares Ergebnis

Farschweiler/Lorscheid/Herl · Über die unsichere Zukunft der Grundschule Farschweiler haben Elternvertreter mit Bürgermeister Bernhard Busch diskutiert. Mit am Tisch: Die Ortsbürgermeister der drei betroffenen Gemeinden sowie Vertreter der Fraktionen im Verbandsgemeinderat. Eine Aussage zum Schicksal der kleinen Grundschule blieb jedoch aus.

Diskussion in Farschweiler über befürchtete Schulschließung ohne greifbares Ergebnis
Foto: Friedhelm Knopp

Wie lange noch soll an der Grundschule Farschweiler unterrichtet werden? Diese Frage schwebt schon seit einiger Zeit über dem 50er-Jahre-Bau am Kuhbach, obwohl die Aussichten mit 23 Neuanmeldungen für kommendes Schuljahr gut sind. Doch Lehrer, Eltern und Ortsbürgermeisterin Silke Bigge ahnen, dass dies nicht die ganze Wahrheit ist. Längst hat sich im Ruwertal und im vorderen Hochwald herumgesprochen, dass die Verbandsgemeinde und ihr gewählter Rat über einem neuen Schulkonzept brüten, das einerseits eine Festigung der Schulstandorte Gusterath und Osburg vorsieht, anderseits aber kleine Standorte wie Schöndorf oder Farschweiler auf die Abschussliste setzt. Welche Schließung wann vollstreckt werden soll, darüber haben Verbandsgemeinderat und Verwaltung bisher nur hinter verschlossenen Türen verhandelt.
Dann besucht am Dienstag Bürgermeister Bernhard Busch die Schule in Farschweiler. "Die Verwaltung sucht das Gespräch, wir wollen die Meinung in den Orten hören", erklärt der Verwaltungschef. Deutlich angespannt sehen Elternvertreter zusammen mit der kommissarischen Schulleiterin Sonja Würz dem Treffen entgegen. Auch gekommen sind Ortsbürgermeisterin Silke Bigge und ihre Amtskollegen Jutta Gard-Becker (Lorscheid) und Artur Jäckels (Herl).Appell an Verbandsgemeinderat


Wer aber erwartet hat, dass Busch die Veranstaltung mit einem Paukenschlag eröffnet, wird enttäuscht. Der Verwaltungschef spricht von einer sich ständig wandelnden Schullandschaft, erinnert an das Massensterben der kleinen Landhauptschulen in den 70er-Jahren, die damalige Zentralisierung und leitet über zu den heutigen Entwicklungen: Sinkende Kinderzahlen, höhere pädagogische Anforderungen, der Wunsch vieler Eltern nach Ganztagsschulen, die Herausforderung durch die politische gewollte Inklusion benachteiligter Kinder. Busch: "In einem vier Jahre dauernden Moratorium haben Rat und Verwaltung die Entwicklung abgewartet." Doch nun stehe am 24. Juni die Entscheidung des Verbandsgemeinderates über das Schulkonzept an - eine Entscheidung ohne kurzfristigen Blick auf den nächsten Wahltermin. "Was wir dann entscheiden, muss für mindestens eine Generation Bestand haben - ein demokratischer Glanzpunk", sagt Busch.
Klingt ja gut - doch die Zuhörer wollen nichts von glanzvollen Generationenentscheidungen hören, sondern zunächst nur wissen, ob ihre kleine Grundschule dicht gemacht wird oder nicht. Und soviel kann Busch dazu versichern: Mit 23 Neuanmeldungen stehe vorerst keine Schließung an, und "später wird es auf keinen Fall zu Ad-Hoc-Schließungen kommen - wir lassen die Schulen dann bis zum letzten Entlassjahrgang auslaufen". So beginnt die Diskussion über Sinn oder Unsinn des schon heute täglichen Bustransfers der Kinder aus Farschweiler, Herl und Lorscheid zum Sportunterricht in die Osburger Hochwaldhalle.
Stichwort "Osburg": Über der gesamten Aussprache schwebt der Verdacht, dass die Schule Farschweiler dem jüngst beschlossenen Schulneubau in Osburg geopfert werden soll. Und dass die finanziellen Aspekte Vorrang vor pädagogischen Gesichtspunkten haben könnten. Ortsbürgermeisterin Bigge verweist auf die hervorragende pädagogische Arbeit und die Projekte in Farschweiler, die auch benachteiligten Kindern zum Weiterkommen verhelfen würden. Ob das alles aus sein solle? Busch versucht, zu entkräften, überzeugt aber nicht. Zumal Osburg ein Ganztagsangebot erhalten soll. "Das sorgt dann für zusätzlichen Anmeldeschwund bei uns", sorgt sich Schulleiterin Würz und kündigt an, bald die Mindestzahl von acht Kindern für eine eigene Ganztagsbetreuung präsentieren zu können.
Mit dem Appell an Verbandsgemeinde und Rat, nicht nur auf die Finanzen zu schauen, endet nach zwei Stunden die Debatte ohne Ergebnis. Applaudiert wird nicht.Meinung

Mehr Offenheit statt verschlossene Türen
Warum dieses scheinbare Herumreden um den heißen Brei? Warum wird den Eltern und Lehrern in Farschweiler wie auch in Schöndorf kein reiner Wein eingeschenkt? Vermutlich deshalb, weil es noch gar keinen reinen Wein zum Einschenken gibt. Erst im Juni soll im Rat über das umfassende Schulkonzept der Verbandsgemeinde (VG) Ruwer abgestimmt werden - und damit über das Schicksal der Grundschulen Farschweiler und Schöndorf. Endgültig entschieden ist bisher offenbar noch nichts. Andeutungen einiger Ratsmitglieder lassen erkennen, dass die Meinungsbildung hinter verschlossenen Türen noch andauert. Doch diese verschlossenen Türen sind das Hauptproblem. Vermutlich um Unruhe und unbequeme Einmischungsversuche von außen zu vermeiden, wird die Schuldebatte bisher unter Ausschluss der Öffentlichkeit geführt. Die Folgen bei den Betroffenen sind Misstrauen, Ungewissheit und vielleicht auch ein Stück mehr Politikverdrossenheit. trier@volksfreund.deExtra

Diskussion in Farschweiler über befürchtete Schulschließung ohne greifbares Ergebnis
Foto: Friedhelm Knopp (f.k.) ("TV-Upload Knopp"
Diskussion in Farschweiler über befürchtete Schulschließung ohne greifbares Ergebnis
Foto: Friedhelm Knopp (f.k.) ("TV-Upload Knopp"

Vanessa Agne (Elternvertretung): "Grundsätzlich respektiere ich, dass sich Bürgermeister Bernhard Busch diesem kritischen Gremium gestellt hat. Trotzdem wäre es besser gewesen, wenn diese Aussprache früher stattgefunden hätte. Vielleicht ist die Sache schon längst entschieden, wobei ich fürchte, dass dabei die finanziellen Gründe entscheidend sind." Niels Booman (Elternvertretung): "Ich fürchte, dass wir vor vollendete Tatsachen gestellt werden und die Sache vom falschen Ende her angegangen wurde. Zunächst wäre der Dialog mit Farschweiler erforderlich gewesen. Stattdessen wurde ein Schulneubau in Osburg beschlossen. So bleibt der fade Nachgeschmack, dass diese Schule für das Neubauprojekt geopfert wird." f.k.

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