Experten diskutieren über die Jugend vom Land

Schweich · Der zweite Kinder- und Jugendbericht Rheinland-Pfalz hat offenbart, dass es an Freizeitangeboten hapert und der öffentliche Nahverkehr vielerorts miserabel ist. Jugendministerin Irene Alt lobte in Schweich die regionale Jugendarbeit und den Plan, ein Jugendzentrum zu errichten.

 Experten aus der Region und aus Mainz haben an der Tagung zur Jugend in Schweich teilgenommen. TV-Foto: Katja Bernardy

Experten aus der Region und aus Mainz haben an der Tagung zur Jugend in Schweich teilgenommen. TV-Foto: Katja Bernardy

Foto: Katja Bernardy (kat) ("TV-Upload Bernardy"

Schweich. Auf mehr als 300 Seiten steht schwarz auf weiß, wie es Jugendlichen in Rheinland-Pfalz geht und was sie wollen: Der zweite Kinder- und Jugendbericht vom vergangenen Jahr zeigt, dass die Mehrzahl der 14-bis 18-Jährigen mit ihrem Leben zufrieden ist. Heftig bemängelt werden jedoch fehlende Freizeitangebote und der öffentliche Personennahverkehr.
Weniger junge Menschen


Magdalena Joos von der Uni Trier und Mitglied der Expertenkommission, die den Bericht erarbeitet hatte, stellte Fachkräften der Jugend- und Sozialarbeit, Politikern und Wissenschaftlern die Ergebnisse im Schweicher Bürgerzentrum vor. Die Notwendigkeit, Jugend stärker als bisher in den Blick zu nehmen, untermauerte Joos mit Zahlen: Laut Jugendbericht hat sich die Bevölkerungsgruppe der unter 18-Jährigen im Zeitraum von 20 Jahren im Landesdurchschnitt um gut 15 Prozent verkleinert. "In ländlichen Regionen stellt sich die Frage nach den Folgen dieser Entwicklung in besonderer Weise", sagte Joos. Jugendarbeit sei wichtig, sie sei als Infrastrukturaufgabe zu begreifen und eine Pflichtaufgabe.
Dem Bericht zufolge stellen die mehr als 2100 Befragten ihrem Lebensumfeld im Hinblick auf das jugendspezifische Angebot keine guten Noten aus. Insbesondere Mädchen und Jugendliche in den ländlichen Regionen sind unzufrieden. Jugendministerin Irene Alt betonte: "Jugendpolitik ist Zukunftspolitik." Jugendarbeit sei ein wichtiges soziales Strukturangebot. Alt lobte die "gute Arbeit, die in dieser Region geleistet wird".
Die Arbeitsgemeinschaft Jugendpflege im Landkreis Trier-Saarburg sei ein kompetenter und verlässlicher Partner. Sie wünsche dem Prozess "unter beispielhafter Beteiligung der Jugend" ein Jugendzentrum in Schweich zu errichten, dass er zu einem positiven Abschluss geführt werde.
Die Bedeutung der Jugendhilfe und -arbeit hatte zuvor auch Gastgeberin Christiane Horsch, Bürgermeisterin der VG Schweich, während ihres Grußwortes herausgestellt: "Wenn wir an Zukunft denken, dürfen wir Jugend nicht vergessen."
Eingespielte Videos, in denen Teenager aus Dörfern der Region zu Wort kamen, unterstrichen die Ergebnisse des Berichts: Jugendarbeit wird vielerorts stiefkindlich behandelt und der Personennahverkehr ist sehr schlecht, Eltern müssen ihre Kinder chauffieren.
Eine klare Maßgabe an die Politik, die sich aus dem Bericht ergibt, ist laut Joos, die Infrastruktur zu verbessern und mehr Gelegenheitsstrukturen und Räume für Jugendliche bereitzustellen. "Jugendliche benötigten Respekt, Räume und Ressourcen", fasste Joos zusammen. Auch während der Podiumsdiskussion (Christiane Horsch, Günther Schartz, Landrat Kreis Trier-Saarburg, Lucia Stanko vom rheinland-pfälzischen Familienministerium, Magdalena Joos, Rudi Neu vom Landesjugendamt und Delia Helmerking vom Landesjugendring Rheinland-Pfalz) war der Tenor meist einhellig: Jugendarbeit ist immens wichtig. Helmerking stellte nochmal klar, dass Jugendarbeit keine freiwillige, sondern eine Pflichtleistung sei.
Extra

Die Planung eines Jugendkultur- und Informationszentrums (Jukiz) in Schweich steht seit 2009 im Raum. Zahlreiche Jugendliche haben bislang an den "Vorplanungen" teilgenommen und warten darauf, dass Taten folgen. Stadtbürgermeister Lars Rieger möchte die Verbandsgemeinde Schweich und den Kreis für das Projekt gewinnen (der TV berichtete). katExtra

Das Kinder- und Jugendbüro der Verbandsgemeinde Schweich hat 2015 an 3753 Jugendliche im Alter von 12-24 Jahren Fragebögen zu ihrem Freizeitverhalten verschickt. Zehn Prozent der Jugendlichen haben mitgemacht. Hauptergebnis: Jugendliche wünschen sich Treffpunkte ohne Leistungsdruck. Zwei Drittel der Jugendlichen sind mindestens in einem Verein. kat

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