Frackwürdiges am Faden

Zwei singende Puppenspieler, Bernd Lang und Markus Dorner, sorgten in der Schweicher Synagoge für einen höchst vergnüglichen Abend. Auf Einladung des Theaterzentrums "Stierstall" präsentierten sie das musikalisch-komödiantische Programm "Melodien mit Marionetten".

 Die drei Tenöre einmal anders, Bernd Lang (links) und Markus Dorner singen mit Pavarotti. TV-Foto: Anke Emmerling

Die drei Tenöre einmal anders, Bernd Lang (links) und Markus Dorner singen mit Pavarotti. TV-Foto: Anke Emmerling

Schweich. In der Schweicher Synagoge war zu erleben, was große Festspielarenen nicht bieten können. Dort gaben sich die drei Tenöre Luciano Pavarotti, Placido Domingo und José Carreras, Wolfgang Amadeus Mozart, Richard Wagner, aber auch die Comedian Harmonists und Karl Valentin ein urkomisches Stelldichein auf einer einzigen Bühne. Verantwortlich dafür zeichneten Markus Dorner von der Bühne Dornerei aus Neustadt/Weinstraße und Bernd Lang vom Fantasie-Theater Nürnberg, die erst eine gemeinsame Schülerzeit beim Windsbacher Knabenchor verbracht und später beide das Puppenspiel zu ihrem erfolgreichen Hauptberuf gemacht haben. Ihr Programm "Melodien mit Marionetten" bestach von Anfang an mit hoher künstlerischer Qualität, Ideenreichtum und Originalität. Schon als die beiden Künstler im Frack, die lebensgroße Figur von Pavarotti in ihrer Mitte, die Tenorparodie "O solo mio" anstimmten, liefen die Lachtränen. Witzig ging es mit der Theorie von "Professor Klucktönner" (Bernd Lang) weiter, jede nur denkbare Melodie beruhe auf der "ubiquitären" Urmelodie "Kommt ein Vogerl geflogen". Den Beweis dafür lieferten Mozart, Johann Strauß, Rossini und Richard Wagner, die als ironisch überzeichnete Marionetten ihre entsprechend umarrangierten Kompositionen (Bühnenmusik: Thomas Fillep) zum Besten gaben. Anschließend brillierten Dorner und Lang mit einer live gesungenen kompletten kleinen Oper "Die Nürnberger Puppe" in bester Marionettentheatertradition. Richtig peppig ging es in der zweiten Programmhälfte mit Karl Valentins Couplet "Das Lied vom Sonntag" oder kabarettistisch aufbereiteten Schlagern der Comedian Harmonists weiter, "Ein Lied geht um die Welt", mal afrikanisch mal amerikanisch eingefärbt, oder "Ich wollt ich wär ein Huhn" interpretiert von charmanten Marionettenpinguinen. Zu Höchstform lief Dorners und Langs großes Schauspieler- und Komiker- und Musikertalent bei Friedrich Holländers groteskem Chanson "Was wurde in Omsk angerichtet?" auf. Lang führte Dorner als lebende Marionette im Russenkostüm durch die Geschichte von Stroganoff, der seinen Nebenbuhler zum gleichnamigen Fleischgericht zerlegt. Versöhnlich endete der Abend mit der frisch-frech-fränkisch aufbereiteten Arie des Papageno aus Mozarts Zauberflöte. Lang anhaltender Applaus belohnte ein Programm, das professionelle Figurentheaterkunst, Musik und Komik aufs Feinste verband.

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