Gemeinde will LKW-Verkehr aus Wasserbillig verbannen

Mertert/ Trier · Wasserbillig erstickt im Verkehr. Damit muss nach Ansicht des Gemeinderats endlich Schluss sein. Zumindest schwere LKW sollen verbannt werden. Das hätte gravierende Folgen für den Verkehr im Trierer Tal.

Gemeinde will LKW-Verkehr aus Wasserbillig verbannen
Foto: TV-Archiv

18.500 Fahrzeuge passieren täglich die Ortsdurchfahrt Wasserbillig. Selbst am Sonntagen sind es laut Mobilitätskonzept der Gemeinde Mertert-Wasserbillig 16.000 Fahrzeuge. Ein großer Teil davon kommt aus Deutschland oder will dorthin (siehe Info). Diese Verkehrsbelastung ist den Anwohnern der Grand-Rue zu hoch. Und auch den Kommunalpolitikern im Ort reicht es. Sie wollen, dass etwas passiert. Deshalb haben sie den luxemburgischen Transportminister François Bausch (Grüne) aufgefordert, die Brücke zwischen Wasserbillig und Wasserbilligerbrück für LKW über 7,5 Tonnen Gewicht zu sperren.

Gleich mehrere Gründe für diese Forderung nennt Bürgermeister Jérôme Laurent (LSAP). "Der Tanktourismus durch LKW über 7,5 Tonnen in Mertert-Wasserbillig schränkt die Lebensqualität bei uns erheblich ein. Die großen Lastwagen sind eine Verkehrsgefahr, eine Lärmbelästigung, verstopfen die Grand rue und sorgen für schlechte Luft bei uns. Von den Einschränkungen für den Einzelhandel möchte ich gar nicht erst sprechen." Laurent vertritt die Auffassung, dass die LKW alle bequem an der Autobahn tanken könnten.

Da die Grand-Rue eine Nationalstraße sei, kann diese nicht ohne Zustimmung des Ministeriums geschlossen werden. Transportminister Bausch macht den Wasserbilligern wenig Hoffnung. Er hat sich in einer Antwort auf eine parlamentarische Anfrage von Leon Gloden (CSV) mit dem Thema befasst. Gloden ist Bürgermeister der Merterter Nachbargemeinde Grevenmacher. Der Minister sagt, dass die Folge eines LKW-Verbots auf der Grenzbrücke ein Ausweichen des Verkehrs in andere Regionen wäre. Es gebe neben dem Weg durch Wasserbillig und Mertert zwei Möglichkeiten, wie Lastwagen zur Autobahn kommen können. Das wäre entweder die Strecke über Trier-Ehrang zur B.52/A.64 oder die Strecke an Konz vorbei durch Grevenmacher zur luxemburgischen A.1. Transportminister Bausch kommt zum Schluss, dass eine Sperrung der Grenzbrücke für LKW sicher die Lebensqualität von Bewohner von Wasserbillig erhöhen würde. Gleichzeitig werde jedoch die Lebensqualität der Bürger von Grevenmacher beeinträchtigt. Drei Alternativen wurden und werden diskutiert, um die Verkehre im Grenzgebiet neu zu lenken.

An den Bau einer neuen Moselbrücke am Merterter Hafen und den Bau von Brücken über Mosel und Sauer (Zwei-Brücken-Lösung) glaubt der Transportminister nicht. "Deshalb unterstütze ich die Lösung Moselaufstieg", sagt der luxemburgische Grüne, der damit mit den Grünen auf deutscher Seite über Kreuz liegt. Diese neue Straße zwischen Konz und der Autobahn bei Trierweiler löse Verkehrsprobleme, die ihren Ursprung auf der deutschen Seite haben. Zudem würden die anderen Möglichkeiten "erhebliche finanzielle Unterstützung von Luxemburg erfordern".

Auch auf deutscher Seite wird das mögliche LKW-Verbot auf der Grenzbrücke eher kritisch gesehen. Dazu sagt Klaus Wagner vom Landesbetrieb Mobilität Trier, dass man das luxemburgische Ministerium auf die Problematik der Erschließung der Gewerbegebiete im Trierer Westen hingewiesen habe. Denn mit der Sperrung würde ein Zuweg wegfallen. All das ficht Jérôme Laurent nicht an. "Ich als Bürgermeister werde weiter darauf drängen, eine Lösung in Sinne der Bürgerinnen und Bürger von Mertert-Wasserbillig zu erreichen. Bis 2030 vielleicht eine Umgehungsstraße (Moselaufstieg) gebaut wird, können wir nicht warten."

DER VERKEHR AUF DER GRENZBRÜCKE
Die Bundesanstalt für Straßenwesen erfasst an Messstellen deutschlandweit die tatsächliche Verkehrsbelastung. Eine der Zählstellen befindet sich auf der Brücke zwischen Wasserbillig und Wasserbilligerbrück. Danach sind dort an einem normalen Werktag im Jahr 2016 durchschnittlich knapp 13.000 Fahrzeuge unterwegs gewesen. Darunter befinden sich laut der Messdaten rund 700 LKW.

Kommentar

Pragmatischer Blick

Besonders für die Grünen ist der Moselaufstieg zwischen Zewen und Igel ein rotes Tuch. Um genau zu sein, für deutsche Grüne. Denn der luxemburgische Transportminister François Bausch hat ebenfalls ein grünes Parteibuch. Doch wenn es um die Verkehrsentlastung seiner Gemeinden geht, kümmert es ihn wenig, dass diese Straßenverbindung zwischen Konz und der A.64 ein Projekt mit viel Symbolkraft ist. Dieser pragmatische Blick von Luxemburg aus auf die andere Sauerseite ist nachvollziehbar. Hilfreich wäre es, wenn die Haltung der Luxemburger der Landesregierung in Mainz kommuniziert wird, damit der Planungsprozess für den Moselaufstieg an Fahrt aufnimmt. Denn da tut sich weiter wenig.
h.jansen@volksfreund.de

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