Kahlschlag während der Brutzeit

Der Kahlschlag von Hecken entlang der Gleise in Kordel ruft Naturschützer auf den Plan. Mitten in der Brutzeit habe die Bahn dort abholzen lassen, so der Vorwurf. Nester seltener Vögel seien zerstört worden.

Kordel. Franz-Rudolf Winckler, Fischereiaufseher und zweiter Vorsitzender des Angelsportvereins Kordel, ist ein Naturfreund. Sein Credo lautet: Auch nachfolgende Generationen sollen sich noch an einer intakten Natur erfreuen können. Kein Wunder, dass ihn das, was er am 28. Mai am Kordeler Bahndamm im Bereich der Friedhofstraße mitansehen musste, auf die Palme brachte: Arbeiter waren - offenbar im Auftrag der Bahn - damit beschäftigt, eine etwa drei Meter hohe Windschutzhecke auf 100 Meter Länge bis auf den Stock zurückzuschneiden. Anschließend schredderten sie das Gehölz. Und das alles mitten in der Brutzeit. Zahlreiche Nester und Vogeleier seien zerstört worden. Laut Winckler haben die von ihm angesprochenen Arbeiter Sicherheitsgründe für ihr Tun angeführt. "Warum sollen die Hecken und Bäume plötzlich mitten in der Brutzeit eine Gefahr darstellen?", hält Winckler dies für eine Ausrede. Er benachrichtigte sofort den Naturschutzbeauftragten der Verbandsgemeinde Trier-Land, Johann Abts. Dieser fand vor Ort Gelege der seltenen Heckenbraunelle, einer Sperlingsart. "Nach allgemeiner Vorschrift ist das Zurückschneiden nach dem Winter nicht mehr zulässig, daran muss sich auch die Bahn halten", sagt Abts. Jeder Normalbürger müsse bei solch einem Verhalten mit einer saftigen Strafe rechnen.Sonst müsse man der Bahn auf die Füße treten, damit sie bei der Pflege der Gleisanlagen ihrer Verpflichtung nachkomme, bemerkt Ortsbürgermeister Medard Roth. In diesem Fall sei sie über das Ziel hinausgeschossen. Gartenbetreiber hätten sich allerdings beschwert, dass die Wirtschaftswege durch die ausufernden Hecken nicht mehr gut befahrbar seien.Die von ihnen beauftragten Firmen hätten die Anweisung, Radikalschnitte nur im Winter auszuführen, so ein Bahn-Sprecher. Bei Sicherheitsgründen, etwa, wenn der Blick auf ein Signal versperrt sei, gebe es auch Ausnahmen.

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