Mit Gülle zu neuer Energie

ZEMMER. Vier Landwirte aus Orenhofen, Zemmer und Schleidweiler haben den Bau einer Biogasanlage im Bereich "Galgenfeld" (Gemarkung Zemmer), nahe Schönfelderhof, beantragt. Im Rahmen des Bebauungsplanverfahrens wurde das Projekt in einer öffentlichen Anhörung vorgestellt.

"Ein erstaunlich großes Interesse" konstatierte der Zemmerer Ortsbürgermeister Winfried Wollscheid, als er die Informationsveranstaltung in der Peter-Friedhofen-Halle auf dem Schönfelderhof eröffnete. Rund fünfzig Bürger waren gekommen, um sich über die Errichtung einer Biogasanlage zu informieren. Sie soll in der Gemarkung Zemmer auf dem "Galgenfeld", direkt an der Landstraße L 2, 350 Meter südwestlich vom Schönfelderhof und 600 Meter nordwestlich von Zemmer, gebaut werden. Beantragt wurde das Projekt von einer privaten Investorengesellschaft aus den Landwirten Wolfgang Schöben aus Orenhofen, Walter Winkelmann aus Zemmer sowie den Brüdern Hans-Josef und Rainer Götten aus Heidweiler, die damit in umweltfreundliche Energieerzeugung und ihre eigene Zukunft investieren wollen. Mit Planung und Bau ist die Ökobit GmbH aus Föhren betraut. Einer ihrer Geschäftsführer, Christoph Spurk, erläuterte Ziel und Zweck der Anlage: "Sie erzeugt Strom, von dem fünf Millionen Kilowattstunden im Jahr nach dem Energieeinspeisegesetz an den Energieversorger RWE verkauft werden, und dazu Wärme." Das meiste Material sind Großpflanzen

Drei Millionen Kilowattstunden Wärmeenergie pro Jahr, nehme, vertraglich zugesichert, der Schönfelderhof als Ersatz für Heizöl ab, woraus sich der Standort der Anlage begründe. Der Rest der 7,7 Millionen Kilowattstunden Wärmeenergie werde für den Umsetzungsprozess selbst benötigt, der das Biogas bei konstant 40 Grad Celsius aus jährlich insgesamt rund 13 000 Tonnen flüssigen und festen Stoffen erzeuge. Diese setzten sich aus Ganzpflanzensilage (4500 Tonnen), Maissilage (3700 Tonnen), Rindergülle (2500 Tonnen), Grassilage (1400 Tonnen) sowie Festmist (500 Tonnen) und Getreide (500 Tonnen) zusammen. Alle Stoffe würden aus einem Umkreis von höchstens acht Kilometer angeliefert, Gülle von den Betrieben Schöben aus Orenhofen und Götte aus Heidweiler, nachwachsende Rohstoffe bis auf 2000 Tonnen von den eigenen Flächen aller drei Gesellschafter. In diesem Zusammenhang nahm Spurk Bezug auf eine Hauptsorge der Bürger, nämlich die einer Belastung umliegender Orte durch Lieferverkehr: "Wir rechnen mit einer zusätzlichen Belastung von 0,3 Prozent im Jahr auf der L 2, bei 1600 zu erwartenden Transportfahrten." 70 Prozent davon fielen nur zur Erntezeit, maximal drei Wochen jährlich an, nicht berücksichtigt seien die jetzt üblichen Bewirtschaftungsfahrten. Der Standort ermögliche eine sternförmige Anfahrt unter Umgehung der Ortslagen. Schon aus wirtschaftlichen Gründen rechne sich eine umständliche Fahrt durch Orte nicht, ergänzten die Landwirte, die hauptsächlich landwirtschaftliche Wege nutzen wollen. Bürger merkten hierzu an, dass diese von der Gemeinde in Stand gehalten werden müssten und fragten auch nach der Sicherheit einer möglichen Ein- und Ausfahrt an der L 2. So etwas sei nicht vorgesehen, sagte dazu Stadtplaner Rolf Weber, die Ortsgemeinde habe Planungshoheit, und es müssten noch zahlreiche Behörden dazu gehört werden. Er erläuterte dann das Erscheinungsbild der Anlage, das auf drei Hektar Fläche zwei Fermenter, einen Nachgärer, ein Endlager für Gärreste, Vorgrube, Dosierbunker, Blockheizkraftwerk, Fahrsilo und Betriebshalle in einer Höhe von 8,5 Metern vorsieht. "Zum Ausgleich ist eine drei- bis fünfreihige Umpflanzung mit einheimischen Gehölzen vorgesehen, und die farbige Ausgestaltung der Gebäude ist ans Landschaftsbild angepasst festgelegt", sagte Weber. Auch die Sorgen um Geruchsbelästigung oder Sickersäfte im Grundwasser seien unbegründet. Das geruchsbildende Gas verbleibe in der gegen Emissionen geschützten Anlage, sagt Spurk. Und Sickersäfte würden per Vorgrube der Anlage zugeführt. Winfried Wollscheid betonte: "Wir werden nichts zulassen, was Bürger der Orte belastet." Zur Aufstellung des Bebauungsplans "Biogasanlage - Auf dem Galgenfeld" erfolgt die vorgezogene Bürgerbeteiligung in Form einer öffentlichen Auslegung. Die Unterlagen können bis einschließlich 22. Januar werktags von 8 bis 12 Uhr, mittwochs auch von 14 bis 16 Uhr im Rathaus der VG Trier-Land, Zimmer 305, gesichtet werden.

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