Streit um Gewässerschutz-Richtlinien an Riveristalsperre: Wassercent soll Bauernhöfe retten

Bonerath/Morscheid/Osburg · Landwirte, die ihre Existenz durch strengere Wasserschutzrichtlinien im Einzugsgebiet der Riveristalsperre bedroht sehen, können auf Hilfe bei der Umstrukturierung ihrer Betriebe hoffen. Landrat Günther Schartz stellt eine Förderung aus der Wassercent-Abgabe (siehe Extra) in Aussicht.

 Aus der Riveristalsperre werden große Teile der Region versorgt. Der Schutz des Trinkwassers soll ausgeweitet werden. Foto: SGD Nord

Aus der Riveristalsperre werden große Teile der Region versorgt. Der Schutz des Trinkwassers soll ausgeweitet werden. Foto: SGD Nord

Foto: (h_tl )

Bonerath/Morscheid/Osburg. Die Riveristalsperre ist das wichtigste Trinkwasserreservoir für die Stadt Trier und die Verbandsgemeinde Ruwer. Sie kann 4,5 Millionen Kubikmeter Wasser aufnehmen. Eine neue Rechtsverordnung soll gewährleisten, dass das Riveris-Wasser noch besser geschützt wird, als das bisher schon der Fall ist.

Die neuen Vorschriften betreffen unter anderem die Anwendung von Pflanzenschutz- und Düngemitteln. Und damit werden Landwirte aus Bonerath, Morscheid und Osburg, die Flächen im Einzugsgebiet der Talsperre bewirtschaften, zu Umstrukturierungen ihrer Betriebe gezwungen. Wegen der Keimgefahr darf beispielsweise kein Vieh mehr auf den Wiesen nahe der Talsperre weiden. Auch Gülle und Mist ist tabu. Von Existenzbedrohung ist die Rede (TV vom 6. Oktober 2015).

Um den Wasserschutz mit den Interessen der Bauern in Einklang zu bringen, haben auf Initiative der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord (SGD), Gespräche auf mehreren Bauernhöfen stattgefunden. Auch Vertreter der Landwirtschaftskammer und der Stadtwerke Trier waren anwesend. Die SGD sagt, sie nehme die Einwände der Landwirte ernst, sie versuche "individuelle Lösungen" zu finden. Auch vonseiten der Landwirte ist von konstruktiven Gesprächen die Rede. "Wir sind zu Zugeständnissen bereit", sagt die Bonerather Landwirtin Gudrun Koltes.

Damit die Weidetiere anderswo unterkommen, müsste sie Ackerland in Grünland umwandeln. Alwin Naumes, Landwirt aus Morscheid, sagt, man sei sich "ein wenig näher gekommen". Beiden Betrieben wäre etwa mit einer Misthygienisierung geholfen. In einer solchen Anlage wird Mist drei Tage auf mehr als 50 Grad erhitzt und kann danach als keimfreier biologischer Dünger auf die Felder gebracht werden - ohne Gefahr für das Wasser in der Talsperre.

Landrat Günther Schartz hatte betroffene Landwirte ins Kreishaus eingeladen - und Harald Michels dazugebeten, den Leiter des Gesundheitsamts. Dieser habe deutlich gemacht, dass Weidetiere weg müssten, berichtet Gudrun Koltes. Sie glaubt, dass mit zweierlei Maß gemessen wird: "Was ist denn mit Wildschweinen, die dort suhlen, oder mit Hunden, die auf dem Rundweg Gassi geführt werden?" Bei dem Treffen hat Schartz den Landwirten eine Entschädigung aus der Wassercent-Abgabe in Aussicht gestellt. Dadurch könnten Einkommenseinbußen ausgeglichen werden.Extra

Die Wasserentnahmeabgabe, umgangssprachlich auch Wassercent oder Wasserpfennig genannt, soll dazu beitragen, dass nachfolgenden Generationen Wasser in guter Qualität und ausreichender Menge zur Verfügung steht. Das Geld wird unter anderem dazu verwendet, Landwirte dafür zu entschädigen, dass sie verantwortungsvoll mit Düngemitteln umgehen, damit das Grundwasser vor Verunreinigungen geschützt wird. Privathaushalte zahlen etwa drei Euro pro Person und Jahr. Auch Unternehmen werden belastet. Das jährliche Entgeltsaufkommen wird in Rheinland-Pfalz auf 20 Millionen Euro geschätzt. alf

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort