Tempo-Einheiten für die Sauer

Im Frühjahr 2009 beginnen die Arbeiten zum ökologischen Hochwasserschutz an der Sauer im Raum Ralingen-Steinheim. Durch Abgrabungen soll das Hochwasserniveau in den Ortslagen abgesenkt werden.

Ralingen/Steinheim. Mauern und Dämme sucht man im Hochwasserschutz-Programm für die Sauer vergeblich. Das auf drei Jahre angesetzte grenzüberschreitende Großprojekt, das kürzlich im luxemburgischen Steinheim vorgestellt wurde, ist nicht auf Abschottung der Wassermassen ausgerichtet, sondern auf deren schnellen Ablauf im Ernstfall. Hauptsächlich durch Abgrabungen auf deutscher und luxemburgischer Seite im Raum Ralingen-Steinheim soll das Hochwasser-Niveau so weit gesenkt werden, dass es in bewohnten Bereichen keine größeren Schäden mehr anrichten kann. Bei den Hochwässern 1995 und 2003 war die Sauer so hoch über die Ufer getreten, dass Keller voll liefen; teilweise stand das Wasser auch einen Meter hoch im Wohnbereich.

325 000 Kubikmeter Boden abtransportiert



"Die Leute sollen wieder ruhig schlafen können und Ruhe vor dem Hochwasser haben" - diesen Wunsch äußerte Rosports Bürgermeister Romain Osweiler bei der Vorstellung der Planung. Auch sein Kollege auf deutscher Seite, Ralingens Ortsbürgermeister Oswald Disch, setzt große Hoffnungen in das von der Europäischen Union mitfinanzierte Sechs-Millionen-Euro-Projekt. Er dankte allen, die ihre Grundstücke in Ufernähe zur Verfügung gestellt haben. Bei den im Frühjahr 2009 beginnenden Arbeiten spielt der Umweltschutzgedanke eine große Rolle. So sollen neben Abgrabungen (325 000 Kubikmeter Bodenmassen sollen nur über National- oder Bundesstraßen abtransportiert werden) an einigen Sauerabschnitten Bäume entastet und der Aufwuchs von Sträuchern und Weiden begrenzt werden. Die Ansiedlung von Schilf und Röhricht auf dauernassen Flächen soll im Hochwasserfall einen geringeren Rückstau bewirken und die Flächen ökologisch aufwerten. Die Eingriffe in die Natur, etwa durch Rodung der Uferböschung, sollen so gering wie möglich sein. Die Arbeiten sollen Ende März, Anfang April beginnen; die Baukolonnen starten im Los 1 (Ralingen) und Los 2 (Steinheim) nahezu parallel.

Meinung

Hochwasserschutz light

Kein Wunder, dass viele Bürger die Vorstellung der Hochwasser-Planung für die Sauer mit ungläubigem Staunen verfolgten. Da werden in drei Jahren sechs Millionen Euro verbaut, und man wird anschließend keinen einzigen Wall und keine Schutzwand sehen. Wenn alleine durch Abgrabungen und Querschnittsverengungen das Hochwasserniveau um gut einen halben Meter gesenkt werden soll, muss man in der Tat großes Vertrauen in die hydraulischen Berechnungen der Ingenieure haben. Zudem sollen die Maßnahmen ja auch noch das Prädikat "ökologisch wertvoll" rechtfertigen, was letztlich Voraussetzung für eine EU-Förderung ist. Wenn sich der "Hochwasserschutz light" wie geplant realisieren lässt, wird in unserer Region ein neues, zukunftsweisendes Kapitel im Kampf gegen die Fluten aufgeschlagen. Dass dies ausgerechnet an der Sauer passiert, wo bereits das Projekt Sport-, Kultur- und Freizeitzentrum Ralingen-Rosport erfolgreich anlief, ist wieder einmal ein Beweis für die gute grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen Deutschen und Luxemburgern. a.follmann@volksfreund.de

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