Trierweiler will nicht so, wie Trier will

Trier/Trierweiler · Wenn drei Fraktionen im Trierer Stadtrat etwas gemeinsam wollen, dann dürfte einer Umsetzung normalerweise nichts im Weg stehen. Doch wenn es um ein neues Gewerbegebiet an der A 64 geht, droht Widerstand von unerwarteter Seite.

 Nach dem Willen der Trierer Stadtratsfraktionen soll an der A 64 bei Herresthal (vorne links) ein neues Gewerbegebiet entstehen. Im Bildhintergrund ist die Mosel mit Konz (rechts) und Trier (links) zu sehen. TV-Foto: Portaflug

Nach dem Willen der Trierer Stadtratsfraktionen soll an der A 64 bei Herresthal (vorne links) ein neues Gewerbegebiet entstehen. Im Bildhintergrund ist die Mosel mit Konz (rechts) und Trier (links) zu sehen. TV-Foto: Portaflug

Foto: (h_tl )

Trier/Trierweiler Es ist zu wenig Platz. Zu wenig Raum für neue Baugebiete. Und auch bei den Gewerbeflächen wird es eng in Trier. Während das Suchen nach Flächen für neue Häuser durchaus hitzige Diskussionen im Trierer Stadtrat ausgelöst hat, gibt es eine weitreichende Einigkeit beim Finden eines neuen Quartiers für das Handwerk und die Industrie: CDU, FDP und Unabhängige Bürgervertretung Trier (UBT) haben für die Stadratssitzung am Mittwoch, 24. Mai, einen gemeinsamen Antrag formuliert: Oberbürgermeister Wolfram Leibe soll mit dem Landkreis Trier-Saarburg und der Verbandsgemeinde Trier-Land über die Entwicklung des Gewerbegebiets an der A 64 bei Trierweiler/Trier-Herresthal verhandeln.
Als Standort haben sich Kommunalpolitiker Flächen nahe der Autobahn ausgeguckt.
Im gemeinsamen Antrag heißt es: "Jener Standort bietet sich nicht nur wegen der Möglichkeit einer direkten Anbindung an die Autobahn und damit auch an das Fernverkehrssystem an." Es gebe Untersuchungen für eine Anbindung der A 64 an die K 1.
Die Verfasser des Antrags sind zuversichtlich, dass eine Zusammenarbeit zwischen der Stadt Trier und dem Landkreis Trier-Saarburg gut funktioniere. Das bewiesen unter anderem der Industriepark Region Trier (IRT) in Föhren, die Kooperation am Trierer Hafen oder die Gewerbegebiete in Konz-Saarburg und Trierweiler. Ein mögliches Gewerbegebiet neben der A 64 könne ein Gewerbegebiet werden, "das der Großregion in Gänze zugute kommt".
In diesem Zusammenhang gehört natürlich zur ganzen Wahrheit, dass es die Stadt Trier war, die den Ausstieg aus dem Zweckverband Wirtschaftsförderung Trierer Tal beschlossen hatte, der unter anderem für Flächen in Konz, Saarburg und Trierweiler zuständig ist.
An dieser Stelle lohnt sich zudem ein genauerer Blick auf das Gelände. Derzeit gibt es keine Möglichkeit, von der Kreisstraße 1 auf die Autobahn zu kommen. Doch es stehen Veränderungen an. Im Zuge des von Grünen und SPD abgelehnten Moselaufstiegs würde die an der Mosel bei Konz beginnende Strecke in der Nähe von Herresthal an die Autobahn angebunden werden. Wann gebaut wird, steht aber in den Sternen. Bisher kann das zuständige Mainzer Verkehrsministerium noch gar nicht sagen, welches Projekt aus dem Bundesverkehrswegeplan wann angegangen wird (der TV berichtete). Der Moselaufstieg ist ein solches vom Bund finanziertes Vorhaben.
Und genauso breit wie die Zustimmung im Trierer Rat für ein neues Gewerbegebeit ist, so breit dürfte die Ablehnung im Trierweilerer Rat für die Idee sein. Der TV hat bei Ortsbürgermeister Matthias Daleiden nachgefragt. Mit ihm habe bisher noch niemand über das Thema gesprochen. Er könne die Überlegungen der Stadtratsfraktionen verstehen. Wenn ohnehin ein Autobahnanschluss im Zuge des Moselaufstiegs gebaut werde, "will man die Gunst der Stunde nutzen".
Aber Daleiden geht davon aus, dass "das Vorhaben bei den politisch Verantwortlichen und den meisten Bürgern nicht gerade positiv aufgenommen werden würde". Denn gerade Trierweiler sei schon jetzt durch Autobahn, Gewerbegebiet, Überlandleitungen und Windräder stark visuell und anderweitig beeinträchtigt. "Ein Gewerbegebiet auf den Höhen von Herresthal würde zumindest von Sirzenich aus bedrohlich wahrgenommen."
Abgesehen davon, dass der Flächennutzungsplan ein Gewerbegebiet dort nicht vorsieht, sind die Flächen der Gemeinde Trierweiler in diesem Bereich so klein, "dass wir kein Interesse haben, uns daran zu beteiligen".
Daleiden kann sich viel eher vorstellen, gemeinsam mit Trier an anderer Stelle gemeinsame Sache zu machen. Und zwar in der Nähe des Sievenicher Hofs als Erweiterung des bestehenden Gewerbegebiets Trierweiler-Sirzenich an der B 51. Dieser Vorschlag wiederum war bei den Vertretern der Stadt Trier nicht besonders gut angekommen.KommentarMeinung

Überzeugungsarbeit gefragt
Die drei Fraktionen im Trierer Stadtrat können so viel Gewerbegebiet wollen, wie sie möchten. Offensichtlich gehen sie die Sache jedoch nicht richtig an. Denn eine Zusammenarbeit mit den Nachbarn aus Trierweiler wird es nur dann geben, wenn die Stadt auch mit der Ortsgemeinde spricht und diese überzeugt. Es reicht nicht aus, das mit dem Landkreis oder der Verbandsgemeinde Trier-Land auskaspern zu wollen. Stadt und Dorf begegnen sich nämlich in dieser Angelegenheit auf Augenhöhe. Von der Verbandsgemeinde oder dem Kreis werden sich die Trierweilerer sicher nicht vorschreiben lassen, ob auf ihrem Gemeindegebiet ein weiteres Gewerbegebeit entsteht. Und noch ein weiterer Punkt ist beachtenswert. Die Autobahnanbindung bei Herresthal wird es wohl nur als Teil des Moselaufstiegs geben. Oder glaubt jemand, dass eine Autobahnabfahrt gebaut wird, die in Kreisstraßen mit Wirtschaftsweg-Niveau endet? Sicher nicht. h.jansen@volksfreund.de

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