Verbandsgemeinde Trier-Land: Kordeler Halle kostet allein mehr als eine Million Euro

Trierweiler-Sirzenich · Der Verbandsgemeinderat Trier-Land hat einen ausgeglichenen Jahreshaushalt 2017 mit einem Gesamtvolumen von rund 12,3 Millionen Euro beschlossen. Geplant sind Investitionen von insgesamt rund 2,27 Millionen Euro.

 Die Planung für zwei Baustellen in Sichtweite steht: Die Schule Welschbillig (Hintergrund) wird erweitert und das Feuerwehrhaus nebenan erhält eine Einsatzzentrale. TV-Foto: Friedhelm Knopp

Die Planung für zwei Baustellen in Sichtweite steht: Die Schule Welschbillig (Hintergrund) wird erweitert und das Feuerwehrhaus nebenan erhält eine Einsatzzentrale. TV-Foto: Friedhelm Knopp

Foto: Friedhelm Knopp (f.k.) ("TV-Upload Knopp"

Trierweiler-Sirzenich. Erneuerung oder Ausbau bei den Feuerwehren, von Schulen, Sportanlagen, Touristik oder Hochwasserschutz. Hinzu kommen die laufenden Unterhaltungs- und Verwaltungsausgaben: Die Verbandsgemeinde (VG) Trier-Land steht auch 2017 vor einem Aufgaben- und Ausgabenberg. Und dieser Berg muss finanziert werden. In seiner letzten Sitzung 2016 hat der VG-Rat Trier-Land einstimmig einen 12,3-Millionen-Euro-Haushalt beschlossen."Zum Leben zu wenig"


Die Beratung war eher kurz und bis auf einige Spitzen von Gleichklang geprägt. In seiner Haushaltsrede hatte sich Bürgermeister Wolfgang Reiland auf die Eckdaten des Haushalts 2017 beschränkt. Dazu zählte aber das übliche Klagelied aller Verwaltungschefs: Steigende Ausgaben der Kommunen durch immer neue, staatlich verordnete Pflichtaufgaben führten selbst bei steigenden Steuereinnahmen zu weiter steigenden Defiziten. Reiland: "Gott sei Dank konnten wir für 2017 den Umlagensatz für unsere Gemeinden mit 38,5 Prozent beibehalten." Unter dem Strich bleibe den Orten aber "zum Leben zu viel und zum Sterben zu wenig übrig".

Die wichtigsten Haushaltsdaten 2017: Die Verbandsgemeinde (VG) plant für das kommende Jahr Investitionen in Höhe von rund 2,27 Millionen Euro. Der Haushalt des Abwasserwerkes weist Investitionen von 3,54 Millionen Euro aus. Die Abwassergebühren für Normalkunden bleiben unverändert. Deutlich teurer wird es nur für Betreiber von geschlossenen Abwassersammelgruben.

Bei den Einnahmen erwartet die VG eine Steigerung um rund 345 000 Euro, denen jedoch Mehrausgaben von 413 000 Euro gegenüberstehen. Die von der VG zu leistenden Kreisumlage steigt 2017 gegenüber dem Vorjahr um 50 000 Euro auf 867 000 Euro. Dazu Reiland: "Sollte der Kreistag wie vorgesehen die Umlage auf 44 Prozent erhöhen, wird von unserer 38,5-prozentigen VG-Umlage de facto ein Anteil von fünf Prozent als durchlaufender Posten von den Orten an den Kreis weitergeleitet."

Die 2016 von den VG-Gremien beschlossenen Ausgaben betragen Brutto (ohne Zuschüsse und Förderungen) rund 2,267 Millionen Euro (siehe auch Extra). Nach Abzug von Zuschüssen und Umlagen ist zur Restfinanzierung eine Neuverschuldung von rund 1,642 Millionen Euro erforderlich. Der voraussichtliche Schuldenstand der VG wird Ende 2017 bei rund 9,6 Millionen Euro liegen (Ende 2016: rund 7,5 Millionen Euro), was dann einer Pro-Kopf-Verschuldung von 432 Euro pro Einwohner entspricht.Finanzielle Schieflage


Alexander Bohr (CDU) und Edgar Schmitt (SPD) fanden am vorgelegten Zahlenwerk kaum Grund zur Kritik. Michael Holstein (Freie Wähler) sah eine finanzielle Schieflage zwischen der Einnahmen- und Ausgabenpolitik der VG im Verhältnis zu den Ortsgemeinden. Holstein: "Die VG-Verwaltung sieht in erster Linie ihre eigenen Interessen. Die Ortsgemeinden fühlen sich oft vernachlässigt und abgehängt." Außerdem forderte Fraktionschef Holstein angesichts der zahlreichen, für 2017 anstehenden Gebäudesanierungen, ein effektiveres Gebäudemanagement - mit jährlicher intensiver Begutachtung jeden VG-eigenen Baues.

Insgesamt kritisierte der Redner die nach seiner Meinung zu schleppend vorangetriebene Projekte - etwa die neue Feuerwehreinsatzzentrale Welschbillig oder die Sporthallensanierung Kordel. Wie Alfred Wirtz (Die Grünen) deutete Holstein aber dieZustimmung seiner Fraktion zum Haushalt 2017 an. Wirtz präsentierte im Namen der Grünen technisch-ökologische Forderungen wie die Umstellung des VG-Fuhrparks auf E-Fahrzeuge und verstärkte Installation von E-Tankstellen in der VG.Meinung

Es hapert bei der Umsetzung
Sanierung Turnhalle Kordel, Erweiterung Feuerwehreinsatzentrale Welschbillig, Feuerwehrauto Franzenheim oder Sanierung des Parkplatzes am Verwaltungsgebäude in Trier. Es scheint, als ob sich nur die Tagungsorte der Haushaltssitzungen des Verbandsgemeinderats Trier-Land ändern. Die Projekte bleiben die selben. Es gibt sicher Gründe dafür, dass sich Vorhaben nicht zeitnah umsetzen lassen. Es wirkt jedoch so, als ob sich in der Verbandsgemeinde Trier-Land die Dinge besonders oft ziehen wie Kaugummi. Das führt dazu, dass der Haushalt seit Jahren nicht hält, was er verspricht. Mit der Zielerreichung ist es nicht immer so weit her. Nicht umgesetzte Projekte kosten auch fast kein Geld. Das wiederum senkt den Finanzbedarf und hilft dabei, den Umlagesatz künstlich niedrig zu halten. Zielführend ist das nicht. Künftig sollten nur noch Dinge in den Haushalt aufgenommen werden, die sicher umgesetzt werden können. Und falls zu wenig verwirklicht wird, sollte man sich überlegen, woran das liegt. Natürlich kann man argumentieren, dass es doch egal ist, wenn die Kordeler noch ein Jahr länger auf eine sanierte Halle warten oder die Feuerwehreinsatzzentrale weiterhin nicht ausgebaut wird. Das bedeutet jedoch nicht, dass sich die Projekte in Wohlgefallen auflösen. Tun sie nicht. Und irgendwann türmen sich die unerledigten Vorhaben zu einem regelrechten Berg auf. Und dann wird es richtig teuer. h.jansen@volksfreund.deExtra

Wo und wie viel 2017 investiert werden soll: Brandschutz: rund 647 000 Euro (größter Posten die Einsatzzentrale Welschbillig). Schulen: 466 000 Euro (größter Posten Ausbau Schule Welschbillig - kommt in Nachtragshaushalt). Turnhalle Kordel: Generalsanierung 1,04 Millionen. Kylltalbad: Erweiterungen/Erneuerungen 390 000 Euro. Hochwasserschutz Langsur: 60000 Euro. Touristik: Instandsetzung Wanderwege Butzerbachtal 214 000 Euro. f.k.Extra

In der letzten Sitzung des Jahres hat der Rat noch drei der 2017 geplanten Investitionen beschlossen: Kauf eines Tragkraftspritzeinfahrzeugs für die Feuerwehr Franzenheim. Komplettpreis mit voller Ausrüstung: rund 86 000 Euro. Erweiterung der Grundschule Welschbillig um zwei weitere Klassenräume zum Preis von 360 000 Euro (Eigenanteil nach Zuschuss: 133 000 Euro). Übernahme von rund 35 000 Euro Mehrkosten für die neue Brücke Metzdorf-Mompach, um sie für Feuerwehrfahrzeuge tragfähig zu machen. Erweiterung des Feuerwehrhauses Welschbillig mit der Verbandsgemeinde-Einsatzzentrale als Anbau mit Flachdach. Nach Planänderungen belaufen sich die voraussichtlichen Kosten auf rund 252 000 Euro.f.k.

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