Wenn Marlene mit Zarah

Eine spritzig unterhaltsame Zeitreise, die gleichzeitig Hommage an zwei schillernde Frauenfiguren ist, begeistert derzeit im Theater Petipa in Lorscheid. In der Revue "Wenn ich mir was wünschen dürfte" lassen Gabriele Nickolmann und Gerlind Wriedt Marlene Dietrich und Zarah Leander aufeinander treffen.

 Eine Hommage an Marlene Dietrich und Zarah Leander präsentieren Gabriele Nickolmann (links) und Gerlind Wriedt mit ihrer Revue im Theater Petipa in Lorscheid. TV-Foto: Anke Emmerling

Eine Hommage an Marlene Dietrich und Zarah Leander präsentieren Gabriele Nickolmann (links) und Gerlind Wriedt mit ihrer Revue im Theater Petipa in Lorscheid. TV-Foto: Anke Emmerling

Lorscheid. Marlene Dietrich und Zarah Leander waren zwar gleich alt, drehten beide in den Ufa-Filmstudios in Babelsberg und traten in Deutschland auf, aber tatsächlich begegnet sind sie sich nie. Doch wenn - was hätte sie verbunden, was getrennt, wie hätten sich die beiden Diven verstanden? Genau diese Fragen haben Gerlind Wriedt und Gabriele Nickolmann in einer mit viel Zeitkolorit und Humor ausgestatteten Revue im Lorscheider Theater Petipa beantwortet. Schon der Beginn ist augenzwinkernd, denn bei der fiktiven ersten Begegnung in einem Flughafencafé stellt sich Zarah Marlene als Sängerin vor, indem sie ausgerechnet deren berühmtestes Lied "Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt" intoniert. Die kühle Blonde, als die Gabriele Wriedt die Dietrich souverän charakterisiert, bleibt unbeeindruckt und spricht die politischen Verhältnisse im nationalsozialistischen Deutschland an, denen sie mit amerikanischer Staatsbürgerschaft und Hollywood-Karriere endgültig den Rücken kehrt. "Ich verstehe nichts von Politik, ich singe" ist die Antwort der Schwedin Leander. Opposition und Arrangement mit dem Regime - damit ist bereits der wesentlichste Unterschied zwischen den beiden Frauen angesprochen. Doch den lassen Wriedt und Nickolmann glücklicherweise völlig unbewertet. Besondere Weiblichkeit der Charaktere

Sie zeichnen stattdessen die Stadien zweier außergewöhnlicher Künstlerkarrieren weiter. Schmunzelnd decken sie dabei sowohl gemeinsame Bekanntschaften (Jean Gabin) als auch die Marotten der Damen wie Alkoholgenuss oder Putzfimmel auf. Besonders aber arbeiten sie die Charaktere in ihrer jeweils besonderen Weiblichkeit heraus. Gerlind Wriedt verkörpert mit roter Haarmähne, schillernder Kleidung und glitzerndem Schmuck den sinnlich-naiven Diventyp der Leander. Wenn die stimmgewaltige Gesangslehrerin tief kehlig, mit rollend geschurrtem "R" deren Lieder "Nur nicht aus Liebe weinen" oder "Ich steh im Regen" singt, erzeugt das Gänsehaut. Gabriele Nickolmann, ebenfalls sehr in ihre Rolle passend, formt dagegen das Bild einer rational denkenden und handelnden Kämpferin, einen modernen, selbstbewussten Frauentyp. Beide verschwistern sich zum Schluss, denn nicht nur ähnliche Lebenserfahrungen und das unausweichliche Ende von Schönheit und Karriere verbinden, sondern auch die Unsterblichkeit. Das beweisen Wriedt und Nickolmann in einem Finale mit wechselnden Abendroben und Liedern, die Evergreens sind: "Lilli Marleen", "Ich hab noch einen Koffer in Berlin", "Ich weiß, es wird einmal ein Wunder geschehen", "Yes Sir" und natürlich noch einmal "Ich bin von Kopf bis Fuß..", in der berühmten Lola-Pose mit Zylinder und Zigarette. Das Publikum bedankt sich begeistert mit viel Applaus.

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