Abschied auf dem Höhepunkt

TRIER. Er geht auf dem Höhepunkt des Erfolgs - seines persönlichen und des betrieblichen. Wenn Siegfried J. Pudritz, Produktionschef von Japan Tobacco International (JTI) in Europa und Sprecher des Vorstands in Deutschland, zum 1. Januar in den Ruhestand geht, räumt ein wichtiger Streiter für den Standort Trier das Feld.

Auf Messers Schneide stand es häufiger beim Trierer JTI-Werk, mindestens drei Mal. Eine Schließung der traditionsreichen Tabak-Verarbeitung an der Mosel wäre in den Augen von knallharten Managern in den USA, der Schweiz oder Japan nicht mehr als eine Kostenreduzierung gewesen. Doch Siegfried J. Pudritz hat sich am hiesigen Standort festgebissen, liebt als Norddeutscher den Menschenschlag der Region und respektiert seine 1471 Mitarbeiter. Dass das Trierer Werk im Konkurrenzkampf mit Werken in Spanien, Finnland, Polen oder Belgien bestehen kann, daran hat er immer geglaubt, dafür hat er häufig hoch gepokert - und gewonnen. "Natürlich habe ich viele Fehler gemacht, doch ich habe immer den Glauben an neue Ideen behalten. Nur so hat man den Kopf frei", sagt Pudritz. Wenn der 60-Jährige zum 1. Januar in den Ruhestand geht, geht er auf dem Höhepunkt seines persönlichen Erfolgs und dem des Trierer JTI-Werks. Immerhin war der studierte Ingenieur in seinen 35 Jahren bei Haus Neuerburg, R.J. Reynold's Tobacco und JTI maßgeblich am Ausbau des Trierer Werks zum europäischen Aushängeschild des Konzerns und der Branche beteiligt, als Technik-Leiter, Planungsstab-Leiter und zuletzt als Produktionschef Europa - auch wenn er in diesen Funktionen nicht immer vor Ort und in Deutschland gewesen ist: von der Nachwuchs- zur Führungskraft. Dabei hat es ihm Trier angetan, wo er auch als Pensionär mit Blick auf die Eurener Flur und mehr Zeit für Familie und regionale Genüsse leben wird. "Wir haben hier Produktivität, Produktion und Klassifizierung gesteigert und die schnellsten Maschinen im Konzern weltweit", sagt der Ingenieur. Ohne Trierer Technologie wäre JTI nicht so weit entwickelt. Und mit 20 000 Zigaretten pro Minute im Jahr 2007 bleiben die Ziele weiter hoch gesteckt. "Mir hat die Produktion immer am Herzen gelegen", sagt Pudritz - dafür hat er auch das ein oder andere Angebot aus dem Ausland sausen lassen. "Hier konnte ich mitgestalten, hier gibt es Leute, mit denen ich reden kann, hier sind Akzeptanz, Sympathie und Freunde - im Betrieb aber auch im wirtschaftlichen Umfeld." Die derzeitige Bilanz des Standorts ist beachtlich: Seit dem Produktionsstart vor 31 Jahren wurden rund 600 Millionen Euro im Trierer Werk investiert; die Mitarbeiterzahl hat sich seitdem verdreifacht, die Produktion verachtzehntfacht, die Produktivität ist um 350 Prozent gestiegen; und 2004 hat das Trierer Werk mit 41,2 Milliarden produzierten Zigaretten die 40-Milliarden-Marke geknackt. "Das ist ein Jahr der Erfolge", sagt Siegfried J. Pudritz voller Stolz. Dabei ist der Zigaretten-Markt eine ständige Herausforderung für den drittgrößten Produzenten der Welt "Wir sind in einem Verdrängungswettbewerb. Und das steuerliche Umfeld in Deutschland ist nicht das beste", schildert er die Lage und verweist auf einen Rückgang des Zigarettenkonsums um 20 Prozent in diesem Jahr. "Das ist keine Überraschung: Es gibt einen Trend zu Zigarillos und zu Handelsmarken. Und Schmuggelwaren machen in Deutschland inzwischen zehn Prozent des Marktes aus." Harte Zeiten für die Branche also, doch trifft es das Trierer JTI-Werk weniger hart, weil es zu 90 Prozent exportabhängig ist. "Ich bin stolz auf das, was wir erreicht haben", sagt der Werks-Chef. Doch Standort und Mitarbeiter dürften nicht aufhören sich zu verändern, um dies alles zu bewahren. Dies vorausgesetzt, bleibe JTI ein Unternehmen, das nicht nur den Zweck habe, "Gewinne zu machen, sondern auch Arbeitsplätze zu schaffen und zu erhalten", sagt der Manager mit Blick auf die Herausforderungen seines Nachfolgers. Doch da ist Pudritz gelassen, weil er seinen Abschied von dem Tabakkonzern als "Prozess" sieht, "den ich nicht aufhalten kann. Es ist vernünftig, in einem guten Umfeld Abschied zu nehmen und wenn man sich wohl fühlt", sagt er. Ohnehin ist er derjenige, der dies selbst in der Hand hat. Aber auch, weil Siegfried J. Pudritz mit seinen 60 Jahren im Trierer JTI-Werk inzwischen der "Senior" unter den Mitarbeitern ist.

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