Alle wollen Holz

TRIER. Trotz steigender Preise schont das gemütlich knisternde Kaminfeuer den Geldbeutel erheblich. Die Nachfrage nach Brennholz wird auch weiterhin zunehmen – aber auch jene nach Holz für die industrielle Weiterverarbeitung. Wie gehen die Forstämter damit um?

Die Aussagen von Forstämtern in Eifel, Hunsrück und an der Mosel ähneln sich: Die Nachfrage nach Brennholz ist enorm gestiegen. 1996 wurden im Forstamt Trier noch 5500 Raummeter Brennholz verkauft, 2005 waren es 14 000 und 2006 ganze 18 000. Im Forstamt Daun kam es zwischen 2004 und 2006 nahezu zu einer Verdoppelung der verkauften Brennholzmenge, in Wittlich innerhalb eines Jahres zu einer Steigerung um 30 Prozent. Und Prognosen sagen eine weitere Zunahme der Nachfrage um 37 Prozent voraus. Kein Wunder. Denn selbst wenn der in langen Stämmen am Waldweg liegende Raummeter Buchenholz künftig 30 Euro kostet, bleibt die Ersparnis im Vergleich zum Heizöl groß. Der Heizwert von einem Raummeter Holz entspricht jenem von 210 Litern Heizöl. Für diese muss man derzeit rund 130 Euro zahlen. Also 100 Euro mehr. Wie reagieren die Forstämter auf die gestiegene Nachfrage? Wird auch hier das Brennholz bereits knapp? "Nein", sagt der Trierer Forstamtsleiter Gundolf Bartmann. "In unseren Wäldern gibt noch genügend Nutzungsreserven." Durch die gestiegenen Preise könnten nun auch Lagen bewirtschaftet werden, die zuvor unrentabel waren. Zudem könne man auch andere Baumarten als Buche und Eiche für die Brennholznutzung erschließen. Dennoch ist nicht in jedem Forstrevier genügend Brennholz verfügbar, um alle Anfragen zu befriedigen - insbesondere in den stadtnahen Revieren nicht. "Ich kann nicht mehr viele Neukunden annehmen", sagt Kerstin Bendiks, Försterin des Forstreviers Weißhaus. Die Leute müssten auch weitere Wege in Kauf nehmen, um an ihr Holz zu kommen. "Bei der Versorgung unserer Gemeinden ist es nicht zu Engpässen gekommen", sagt Karl-Ludwig Pentzlin, Leiter des Dauner Forstamts. Anfragen von außerhalb habe man allerdings nicht voll befriedigen können. Das bedeutet, dass neben Großabnehmern, die das Holz in Nordrhein-Westfalen verkaufen, auch der ein oder andere Trierer, der vor der eigenen Haustüre nichts mehr bekommen hatte, andernorts weitersuchen musste. In diesen Aussagen offenbaren sich einige Strategien der Forstämter und -reviere: Stammkunden haben Vorrang vor Neukunden und Einheimische vor Brennholzkäufern von außerhalb. Doch es gibt noch ein weiteres Postulat: "Die stoffliche Verwertung hat Vorrang vor der energetischen", sagt Horst Womelsdorf vom Holzmarktservice in Hermeskeil. Die Weiterverarbeitung des Holzes zu Spanplatten oder hochwertigen Möbeln sei unter ökologischen Gesichtspunkten vorteilhafter. Zudem schließe sich eine Wertschöpfungskette an, an der viele Arbeitsplätze hängen. "Wir wollen diese Kunden versorgen - aber nicht um jeden Preis", sagt Bartmann. Versorgungsprobleme könne es bei dem geben, der weniger zahlt. Längst betrifft der Brennholzboom auch die Industrie, denn sie floriert - und konkurriert um den gleichen Rohstoff. Und der wird, auch für sie, immer teurer: von 2005 auf 2006 ist der Preis für Nadelholz um fünf bis zehn Prozent und für Laubholz um 20 Prozent gestiegen. "Deshalb hebt auch die Industrie ihre Preise an", sagt Womelsdorf. Der industrielle Bedarf, insbesondere an Nadelholz, kann aus rheinland-pfälzischen Wäldern nicht mehr gedeckt werden. Und was, wenn die Nachfrage insgesamt weiter steigt? "Es gibt eine Obergrenze", sagt Ulrich Frömsdorf vom Forstamt Wittlich. Denn Nachhaltigkeit ist des Försters oberstes Gebot: Er darf immer nur so viel Holz schlagen wie auch nachwächst.

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