Arzneikosten steigen

BERLIN. Nach dem deutlichen Rückgang der Arzneimittel-Augaben in den ersten sieben Monaten des laufenden Jahres rechnen die gesetzlichen Krankenkassen für 2005 wieder mit einem Kostenanstieg.

"Wir erwarten Mehraufwendungen im einstelligen Prozentbereich", sagte der Sprecher des Bundesverbandes der Betriebskrankenkassen (BKK), Florian Lanz, unserer Zeitung. Für Rückschlüsse auf geringere Spielräume bei der Beitragssenkung sei es aber noch zu früh. Hintergrund sind geränderte Regelungen im Zusammenhang mit der Gesundheitsreform. Ende Dezember läuft zum Beispiel das mit der Phamaindustrie vereinbarte Preismoratorium aus. Das heißt, für Medikamente ohne Festbeträge können die Hersteller ihre Preise dann wieder frei bestimmen. Ein zweiter Punkt, so Lanz, sei die Verringerung des Zwangsrabatts für die Hersteller auf sechs Prozent. Im laufenden Jahr sind die Krankenkassen bei der Kostenerstattung von Medikamenten noch zu einem Abschlag von 16 Prozent berechtigt. Gegenwärtig würden zwar Festbeträge für bestimmte Arzneien vereinbart. Aber diese Maßnahme könne die veränderten Rabattkonditionen nicht vollständig ausgleichen. Einen Kostenschub um insgesamt zehn Prozent, wie ihn gestern die "Bild"-Zeitung, vermeldete, hält der BKK-Sprecher jedoch für "deutlich überhöht". In Kassenkreisen kursieren Berechnungen, nach denen die Mehrbelastungen bei Salben und Pillen im kommenden Jahr mit bis zu zwei Milliarden Euro zu Buche schlagen. Von Januar bis Juli wendeten die Kassen für diesen Sektor rund 1,6 Milliarden weniger auf als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Das sind etwa 13 Prozent minus. Die positive Bilanz geht jedoch zum großen Teil auf eine verstärkte Eigenbeteiligung der Patienten zurück. Das Bundesgesundheitsministerium hält die Darstellung der Krankenkassen für unnötige Panikmache. Kassen und Ärzte hätten alle notwendigen Instrumente, um eine Kostensteigerung zu begrenzen, sagte ein Ministeriumssprecher.

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