Aus für Traditionsfirma

TRIER. Das Trierer Hoch- und Tiefbau-Unternehmen Kickert hat den Geschäftsbetrieb endgültig eingestellt. Anfang Februar hatte die Traditionsfirma Insolvenz beantragt. Die 155 Mitarbeiter sollen in einer Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft unterkommen.

Anfang Februar war Thomas B. Schmidt noch optimistisch. Er wollte als Insolvenzverwalter die ausstehenden Aufträge der schwer angeschlagenen Trierer Hoch- und Tiefbau-FirmaKickert zu Ende führen und das Unternehmen sanieren. Doch schnell waren alle Hoffnungen zu nichte. Nicht nur, dass ein Investor sein Angebot zur Übernahme zurückgezogen hatte. Auch hat die öffentliche Hand die an Kickert vergebenen Aufträge wieder zurückgezogen. Laut Verdingungsordnung für Bauleistungen (VOB) ist der Auftraggeber berechtigt, im Falle einer Eröffnung des Insolvenzantrages beim Auftragnehmer das Projekt zu kündigen. Kickert hatte allein auf dem Flugplatz Spangdahlem Projekte im Wert von 11,5 Millionen Euro an Land gezogen. Auch für die Anschlussstelle der Bundesstraße 53 in Trier-Biewer zeichnete Kickert verantwortlich. "Mit der Auftragskündigung durch die öffentlichen Auftraggeber waren alle Möglichkeiten von vornherein vergeben, den Geschäftsbetrieb aufrecht zu erhalten", sagt Kickerts Insolvenzverwalter Schmidt. Die öffentliche Hand habe ein "wenig sanierungsfreundliches Verhalten" an den Tag gelegt.Keine Chance auf Sanierung

Hinzu gekommen sei, dass auch bei der Luxemburger Kickert-Tochter das Konkurs-Verfahren eröffnet wurde. Damit seien - laut Luxemburger Recht - alle Verträge, an denen auch die deutsche Mutter beteiligt gewesen sei, gekündigt worden. Denn im Großherzogtum steht die Liquidation statt wie in Deutschland die Sanierung eines Unternehmens im Vordergrund. Schmidt: "Wir hatten keine Chance, auch nur einen Auftrag fertig zu machen und dafür die Bezahlung zu bekommen. Und das bei einer Lohnbelastung von 500 000 Euro." Nun versucht der Insolvenzverwalter eine Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft zu gründen, in der die ehemaligen Mitarbeiter für eine bessere Vermittlung qualifiziert werden - bei Bezahlung von Kurzarbeitergeld. So kann der Insolvenzverwalter für einen Sozialplan mehr Geld aus der Insolvenzmasse erwirken. Etwa ein Drittel der ehemals 155 Kickert-Beschäftigten sind inzwischen bei anderen Baufirmen untergekommen. Von den übrigen gut hundert Mitarbeitern sind bereits 60 Prozent für die Beschäftigungsgesellschaft. Noch im Dezember hatte die Kickert-Geschäftsführung einem externen Unternehmensberater den Auftrag erteilt, die 1951 gegründete Firma wieder fit zu machen. Doch waren die Forderungen höher als anfangs vermutet - weit im sechsstelligen Bereich, hieß es damals. "Die schwache Konjunktur ist eine Ursache, doch gab es ausreichend Aufträge", sagt Thomas B. Schmidt. Nach vorläufiger Aktensicht hält er fest: "Die Aufträge waren nicht kostendeckend kalkuliert." Bereits Mitte 2003 habe es erste Rückstände gegeben, so dass im November der Lohn nicht mehr an die Mitarbeiter habe gezahlt werden können. Ernüchternd hält der Insolvenzverwalter fest: "Wäre der Insolvenzantrag rechtzeitig im November gestellt worden, hätte es vielleicht noch eine Chance gegeben."

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