Bauleute und Bäcker im Rekordtief

TRIER. (red) Mehr als die Hälfte aller Handwerker ist mit dem Konjunkturverlauf zum Ende des 1. Quartals dieses Jahres unzufrieden. Damit, so die Handwerkskammer Trier (HWK) in ihrem Konjunkturbericht, hat die Geschäftslage ein neues Rekordtief erreicht. Fast alle Branchen verzeichnen drastische Einbrüche.

Vor dem Hintergrund eines mageren Wirtschaftswachstums von nur0,2 Prozent in 2002, einer wachsenden Abgabenlast und einerbreiten Verunsicherung der Verbraucher bekommt das Handwerkzunehmend die sinkende Kaufkraft zu spüren. Nach einem in derNachkriegsgeschichte einmaligen Umsatzeinbruch von fünf Prozentund einem Beschäftigtenabbau von drei Prozent im vergangenen Jahrsetzt sich die Talfahrt in praktisch allen Handwerksbranchenfort. Lediglich im Bauhandwerk scheint es eine kurze Atempause zu geben. Die hat die HWK Trier in ihrer jüngsten Konjunkturumfrage zum Ende des Quartals festgestellt. Die geplante Reduzierung der Eigenheimzulage bescherte offensichtlich Unternehmen vorgezogene Bauaufträge. Trotz dieses Sondereffektes sind die Auslastungsgrade und Auftragsreichweiten im Konjunkturkeller. Nur jedes dritte Bauunternehmen war Ende März mit einem Auftragsvorlauf von neun Wochen ausreichend ausgelastet, teilt die HWK mit. Neben der schleppenden privaten Baunachfrage macht den Unternehmen auch die desolate Haushaltslage zahlreicher Kommunen zu schaffen. Schleppende Zahlungen, Forderungsausfälle sowie Auftragsvergaben an Generalunternehmen belasten die heimischen Bauunternehmen zusätzlich.

Zunehmend negativ beurteilen auch die Ausbauhandwerke ihre Geschäftslage. Mehr als jedem 2. Unternehmen, also über 50 Prozent (Vorjahr noch 46 Prozent), fehlen laut aktuellen Zahlen derzeit noch Aufträge, um die vorhandenen Kapazitäten auszulasten.

Besonders unzufrieden bewerten die Kfz-Unternehmer die derzeitige Autokonjunktur. Über 72 Prozent aller selbstständigen Kfz-Handwerker sind nicht zufrieden mit der Geschäftslage. Erstmals stellte in der Konjunktur-Umfrage der HWK kein Unternehmer seiner Nachfrage eine gute Note aus. Im Vorjahresvergleich wurden 2,4 Prozent weniger Neuwagen verkauft. Auf dem Gebrauchtwagenmarkt ist ebenfalls keinerlei Begeisterung zu spüren. Insgesamt wechselten 5,8 Prozent weniger Halter ihre Fahrzeuge.

Auch Fleischer und Bäcker beklagen die miese Stimmung bei den Konsumenten. 57 Prozent (Vorjahr 31 Prozent) der Nahrungsmittelbetriebe sind nicht mit der jahreszeitlichen Konjunktur zufrieden. Negative Spitzenwerte erreichen ebenfalls die Verlaufsbewertungen der Dienstleistungsunternehmer. Erstmals melden über 55 Prozent (Vorjahr 39 Prozent) der Zahntechniker, Augenoptiker, Friseure und Reiniger unzureichende Geschäfte zum Jahresbeginn. Die gesamtwirtschaftliche Situation beeinträchtigt auch die handwerkliche Investitionstätigkeit. Über die Hälfte aller Handwerker (Vorjahr 39 Prozent) können keine Investitionen machen. Überwiegend werden nur noch Ersatzbeschaffungen getätigt.

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