Beste Lagen, alte Mauern

MAINZ. Die Rotweine gehören weltweit mit zur Spitze und das Weingut gilt als absolutes Schmuckstück: Dennoch will das Land die Domäne Marienthal an der Ahr verkaufen. Sie ist ein "Opfer” der Agrarverwaltungsreform.

Wer ins qualitativ hochwertige Weingeschäft einsteigen will und einige Millionen Euro investieren möchte, kann sich demnächst an der Ahr repräsentativ niederlassen. Die staatliche Weinbaudomäne Marienthal, mit 16 Hektar Rebfläche mit das größte Weingut im nördlichsten Anbaugebiet, sucht einen Käufer. "Ein Top-Weingut in einem Top-Anbaugebiet”, so Hans-Günter Sowart, beim Landesbetrieb Liegenschafts- und Baubetreuung (LBB) zuständig für den Verkauf. Locker machen müsste der Investor allerdings schon einen mittleren einstelligen Millionenbetrag, wenn er spätestens bis Ende April sein Gebot abgibt.Seit Jahren nimmt das Land Abschied von Weingütern, die es trotz großen Renommees meist in der Unterhaltung teuer zu stehen kommen. So wurden bereits die Domänen in Serrig an der Saar und Schloßböckelheim/Nahe sowie jüngst auch das Trierer Weingut Stiftung Friedrich-Wilhelm-Gymnasium verkauft. Das Land will nicht den Winzer um des Winzers willen mimen, sondern nur Versuchsbetriebe und Lehranstalten als Dienstleister für den Weinbau behalten, so der Sprecher des Wirtschaftsministeriums, Jörg Wagner. Doch die Versuchbetriebe sind inzwischen in den Domänen Trier und Oppenheim sowie in den Staatsweingütern Mußbach/Pfalz und Bad Kreuznach konzentriert. Für diese Standorte gibt es auch derzeit keine Verkaufsabsichten.Nach der "Flurbereinigung” durch die Agrarverwaltungsreform ist für Domäne Marienthal, für die seit 2001 allein 200 000 Euro Erhaltungssubvention fällig wurden, kein Platz mehr in den Planungen des Landes, auch wenn das aus einem Kloster hervorgegangene Weingut als absolutes Schmuckstück gilt. Beste Lagen, aus denen Spätburgunder von weltweiter Spitzenqualität hervorgehen, beeindruckenes altes Gemäuer, eine Klosterruine, aber auch ein Hubschrauberlandeplatz sind auf dem 26 Hektar großen Areal zu finden. Ganz zu schweigen von den wertvollen Beständen, die in Fässern und Flaschen in der "Schatzkammer” lagern und bei Interesse mit übernommen werden können.Rokoko-Pavillon und Jagdbezirk

Wer dann immer noch nicht an sein Limit gestoßen ist, der kann ein unmittelbar angrenzendes Herrenhaus und ein Rokoko-Pavillon aus Bundeseigentum bei Bedarf dazu kaufen. Und wer an einem Eigenjagdbezirk interessiert ist, darf auch noch 50 Hektar Wald vom Land erwerben. Nur eines kann auch ein noch so finanzkräftiger Investor nicht übernehmen: die Bezeichnung Domäne. Dieser traditionsreiche Begriff ist Staatsbetrieben und Betrieben, die aus "landesherrschaftlichem Handeln” gegründet oder fortgeführt werden, vorbehalten und steht unter besonderem Schutz.

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