Chinesische Investoren kaufen Hunsrück-Flughafen Hahn

Mainz · Der Hahn-Verkauf ist perfekt: Das Land hat den defizitären Hunsrück-Flughafen an eine chinesische Investorengruppe verkauft. Details will der Mainzer Innenminister Roger Lewentz (SPD) heute bekanntgeben. Die CDU spricht von einem Notverkauf.

Mainz. Von einer echten Überraschung kann keine Rede sein: Schon vor einer Woche bestätigte der rheinland-pfälzische Innenminister Lewentz, dass die Verhandlungen über den Verkauf des Flughafens Hahn "auf der Zielgeraden" seien. Und auch im Nachbarland Hessen, das neben Hauptgesellschafter Rheinland-Pfalz mit 17,5 Prozent am Hahn beteiligt ist, wurde wegen des unmittelbar bevorstehenden Verkaufs bereits vor einigen Tagen eine Sondersitzung des Haushaltsausschusses angekündigt.
Nun sind die Verträge offenbar notariell besiegelt, der Verkauf damit perfekt. Details will der rheinland-pfälzische Innenminister heute Vormittag auf dem Hunsrück-Flughafen verkünden - mit "weiteren Vertretern", wie es in der am Sonntag verschickten Einladung nebulös heißt.
Dabei hatte selbst Roger Lewentz in der Vergangenheit schon eingeräumt, dass in der Endphase des Deals nur noch mit mehreren chinesischen Investorengruppen verhandelt worden sei. Die besten Chancen wurden dabei der HNA-Gruppe eingeräumt, einem chinesischen Mischkonzern. Erst kürzlich hatte sich die auf die Bereiche Luftfahrt und Touristik spezialisierte Gruppe bei der spanischen Hotelkette NH eingekauft und für 1,3 Milliarden Euro den Schweizer Cateringkonzern Gategroup übernommen. Im vergangenen Jahr kaufte HNA mit Swissport den größten Boden- und Frachtdienstleister der Welt.
Aber auch die chinesische Gesellschaft HNCA, die auch mit 35 Prozent an der Muttergesellschaft Cargolux beteiligt ist, soll zu den Hahn-Interessenten gehört haben. Entsprechende Gerüchte wurden allerdings in der vergangenen Woche von Cargolux dementiert. HNCA haben keinerlei Interesse am Hahn.
Möglicherweise könnte aber auch noch eine andere chinesische Investorengruppe als Käufer infrage kommen. Spekuliert wurde in der Vergangenheit beispielsweise über ein mögliches Interesse des chinesischen Onlinehändlers JD.com, der gemeinsam mit einem anderen Unternehmen den Hahn kaufen könnte.
Endgültig unter Dach und Fach ist der Verkauf erst, wenn auch der Mainzer Landtag zugestimmt hat. "Wenn der Verkauf des Hunsrück-Flughafens tatsächlich schon notariell besiegelt ist, wurde das Parlament übergangen", kritisierte am Sonntag CDU-Vizefraktionschef Alexander Licht im Gespräch mit unserer Zeitung. Von der durch Ministerpräsidentin Malu Dreyer angekündigten Transparenz sei nichts zu spüren. Angesichts des Notverkaufs sei die Zukunft des Flughafens keinesfalls gesichert, meint Licht.
Das Land hatte zu Beginn der Woche angekündigt, den Hahn auch nach dem Verkauf mit Steuergeld in Millionenhöhe zu helfen. In Absprache mit der EU-Kommission und dem Käufer könnten bis zum Jahr 2024 Betriebsbeihilfen bis zu 25,3 Millionen Euro fließen. An Investitionsbeihilfen seien zugleich bis zu 22,6 Millionen Euro zulässig.

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