Datenklau per Internet

TRIER. Betrug via Internet ist eine Wachstumsbranche. Die Zahl der Internetseiten, die nur dazu dienen, an Kontodaten von Fremden heranzukommen, wächst.

Online-Betrug boomt. Immer mehr Internetseiten dienen einzig dazu, an die Daten der Benutzer zu kommen, vor allem an Kontonummern sind die Betrüger interessiert. Meist verschicken sie Mails an per Zufallsgenerator ausgesuchte E-Mail-Adressen, als Absender geben sie oft Banken, Versandhäuser oder Internet-Auktionen an. Ein Link in dieser Mail führt zu einer gefälschten, aber oft auf den ersten Blick nicht von der echten zu unterscheidenden Homepage. Angebliche Sicherheitsüberprüfung

Die dahin Gelockten werden dann unter einem Vorwand aufgefordert, Kontonummer, Persönliche Identifikationsnummer (Pin) oder Transkationsnummer (Tan) für Bankgeschäfte einzugeben - angeblich für eine Sicherheitsüberprüfung, weil Daten verloren gegangen oder missbraucht worden seien. "Phishing" nennt man diese Art des Online-Betrugs. Das Kunstwort, das frei übersetzt Passwort fischen bedeutet, steht für eine kriminelle Wachstumsbranche. Um 28 Prozent ist die Anzahl der Seiten gestiegen, mit denen vornehmlich Bankkunden dazu bewegt werden sollen, ihre Zugangsdaten preiszugeben. 2870 "Phishing"-Internetseiten sind derzeit bekannt. Allein im März hat die "Anti-Phishing-Working-Group" (APWG) 13 353 solcher Mails entdeckt. Nach Erkenntnissen des Internet-Unternehmens SurfControl hat die Zahl der "Phishing"-Angriffe im vergangenen Jahr um 1200 Prozent zugenommen. Immer wieder Opfer: Kunden der Postbank. Das Bonner Unternehmen hat jüngst auf den breit angelegten Identitäts-Diebstahl reagiert. Vergangene Woche wurde das Sicherheitsverfahren für das Online-Banking verschärft. Außerdem können pro Überweisung nur noch 3000 Euro angewiesen werden. Damit will die Postbank die Betrügereien erschweren. "Das Limit macht den Betrugsversuch unattraktiv", teilte das Unternehmen mit. Doch kaum hat es die neuen Sicherheitsmaßnahmen bekannt gegeben, machen sich "Phishing"-Betrüger die derzeitige Verunsicherung der Postbank-Kunden zu Nutze und versenden gefälschte Mails, die mit "2004 Deutsche Postbank AG" unterzeichnet sind. Unter dem holprigen Betreff "Warnung der Banksicherheitsdienst hinsichtlich der Internet-Misstaeter" wird dem Mail-Empfänger - ob Postbank-Kunde oder nicht - mitgeteilt, dass "Internet-Ueberweisungen ueber unsere Bank noch sicherer geworden sind… Leider wurde von uns in der letzten Zeit… eine ganze Reihe der Mitteldiebstaehle von den Konten unserer Kunden durch den Internetzugriff festgestellt." Um die "Misstaeter zu ermitteln", sollen die Kunden "unsere Seite" besuchen, wo sie "zwei folgende Tan-Codes, die Sie noch nicht verwendet haben, eintasten" sollen. Zum Schluss heißt es dann noch: "Diese Massnahme dient Ihnen und Ihrem Geld zum Schutz!" Folgt man dem angegebenen Link, gelangt man auf eine täuschend echt aussehende Imitation der Postbank-Seite. Wer dann leichtfertig seine Daten eingibt, dessen Konto dürfte rasch geplündert werden. Nach Angaben des Internet-Dienstes teltarif sind auch Kunden der Deutschen Bank mit ähnlichen Methoden im Visier von Betrügern. Neben dem Ausspionieren von Kontodaten ist auch das Erschleichen der Kreditkartennummer ein beliebter Trick der Online-Diebe. Im Namen der Opfer gehen die Täter dann auf Einkaufstour im Internet. Laut einer Warnung der Technischen Universität Berlin gelten Kreditkartennummern unter Computer-Betrügern seit einiger Zeit als Ersatzwährung "ähnlich wie Schokolade oder US-Zigaretten nach dem Zweiten Weltkrieg". Wenn die Täter dann noch das Geburtsdatum erhalten, können sie zum Beispiel im Internet-Auktionshaus Ebay Waren unter falschem Namen verkaufen, die sie gar nicht haben, und dafür kassieren.

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