Der geplatzte Traum

MAINZ. Der großen Hoffnung folgt nach zwei Jahren die Ernüchterung: Personalservice-Agenturen (PSA) galten als ein Herzstück der Hartz-Reformen, doch nicht einmal jeder vierte Zeitarbeiter schaffte den Sprung in den festen Job.

Rund 100 000 Verleiharbeiter wollte die Bundesagentur für Arbeit bis Ende 2004 über das neue PSA-Modell nach mehr oder minder langer Zeitarbeit letztlich in festen Stellen unterbringen. Aber nur 23 000 haben es geschafft, wie der Chef der Regionaldirektion, Otto-Werner Schade, enttäuscht feststellt.Arbeitsagenturen lassen Verträge auslaufen

Die Serviceagenturen seien als durchschlagender Erfolg verkauft worden, hätten jedoch die Erwartungen nicht erfüllen können, so Schade im Gespräch mit dem TV . Dieser Vermittlungsweg ist nicht zuletzt zu teuer. Nun fahren die Arbeitsagenturen überall die PSA zurück und lassen Verträge mit den Trägern des Verleihgeschäfts auslaufen. Gab es vor einem Jahr noch landesweit 58 PSA, sind es heute noch 36 - Tendenz weiter fallend. Die meisten wurden mangels Erfolg gekündigt. Mitte 2005 wird es pro Bezirk im Regelfall nur noch eine Agentur geben. Im Bezirk Trier blieben nach Angaben seines Leiters Hans-Dieter Kaeswurm von fünf gerade mal zwei übrig. Knapp 3700 Leiharbeiter wurden bisher landesweit eingestellt. Rund 2880 schieden inzwischen wieder aus, doch nur 826 davon landeten in einem sozialversicherungspflichtigen festen Job. Etwas besser sieht die Erfolgsquote in der Region Trier aus. Von den bislang 377 in der Serviceagentur beschäftigten Verleiharbeitern hat fast jeder dritte den Sprung geschafft. 102 sind weiter bei der PSA in Diensten, bei einer Gesamtzahl von regional 8500 bis zu 9000 Arbeitslosen. Laut Kaeswurm sind die Serviceagenturen ein sinnvolles Instrument, jedoch nur für eine begrenzte Klientel von Langzeitarbeitslosen mit Vermittlungs-Handicaps. Die Schwelle, jemanden zu beschäftigen, ist in der Zeitarbeit geringer. So kann das Verleihen Arbeitstraining und Chance sein. Die völlig überzogenen Erwartungen waren aus Kaeswurms Sicht allerdings nicht zu erfüllen, zumal sich viele Träger der Agenturen verkalkuliert hatten, wie Pleiten zeigten, oder schlicht zu unbedarft an den schwierigen Markt gingen. Rein rechnerisch kostet die Wiedereingliederung eines Arbeitslosen durch PSA einschließlich Vermittlungsprämie monatliche Zuschüsse von 1050 Euro, während bei Arbeitslosengeld im Schnitt 1200 Euro fällig werden. Durchschnittlich fünf Monate sind die Zeitarbeiter bei der PSA. Wer ihr allerdings ohne festen Job den Rücken kehrt, muss mit Leistungskürzungen oder Sperrzeiten rechnen. Weil sich der "Klebe-Effekt", also die Integration der PSA-Beschäftigten in Betrieben, in die sie verliehen waren, in der Praxis bei weitem nicht so eingestellt hat wie erwartet, verzichten die Arbeitsagenturen immer öfter auf diesen Weg. Die Integrationserfolge bei Eingliederungszuschüssen liegen nach Schades Angaben dagegen bei fast 80 Prozent, bei Trainingsmaßnahmen über 60 Prozent. Zudem kosten diese Wege zum ersten Arbeitsmarkt bis zur Hälfte weniger. Wirtschaftlichkeit steht für Schade angesichts knapper Kasse auch beim Einsatz der Fördermittel an erster Stelle.

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