Eintreten für ein soziales Europa

TRIER. Als europaweit erster Interregionaler Gewerkschaftsrat hat sich vor 30 Jahren der IGR Saar-Lor-Lux-Trier/Westpfalz zusammengeschlossen, um grenzüberschreitend Arbeitnehmerinteressen zu verteidigen. Bei einem Festakt in der Europäischen Rechtsakademie (Era) in Trier blickte IGR-Präsident Karl Heinz Päulgen auf das bisherige Wirken zurück und sagte, für ein soziales Europa gebe es noch viel zu tun.

"Zurückzuschauen, um zu erkennen, woher man kam und wohin man will", sagte Karl Heinz Päulgen (TV-Foto: Archiv/Thorsten Klein), Präsident des Interregionalen Gewerkschaftsrates (IGR) Saar-Lor-Lux-Trier/Westpfalz, zu Beginn seiner Festrede vor 200 internationalen Gästen - unter ihnen die rheinland-pfälzische Sozialministerin Malu Dreyer (SPD).Interessenvertretung für 500 000 Arbeitnehmer

Als erster Interregionaler Gewerkschaftsrat in Europa wurde der IGR Saar-Lor-Lux-Trier/Westpfalz im Juli 1976 in Saarbrücken gegründet. Dieser Zusammenschluss von acht gewerkschaftlichen Organisationen verfolgt das Ziel, grenzüberschreitend die Interessen der rund 500 000 Arbeitnehmer innerhalb der Großregion zu vertreten. "Die wirtschaftliche Entwicklung in Europa läuft", stellte Joana Agudo, Präsidentin des Europäischen Gewerkschaftsbundes (EGB), fest. "Mängel gibt es aber im sozialen Bereich, etwa bei den Löhnen." Die Debatte in Deutschland um einen Mindestlohn sei ein gutes Beispiel um zu zeigen, "dass wir gegenseitig voneinander lernen können", betonte IGR-Präsident Päulgen. Schließlich hätten die luxemburgischen und französischen Gewerkschaften gute Erfahrungen mit Mindestlöhnen gemacht und seien Deutschland einen Schritt voraus. Mehr Investitionen im Bildungsbereich seien notwendig, aber auch erworbene Abschlüsse und Ausbildungen gegenseitig anzuerkennen. "Damit wird die Mobilität der Arbeitnehmer gefördert", sagte der IGR-Präsident, auch wenn man die Großregion Saar-Lor-Lux mit ihren 196 000 Pendlern bereits heute als die Region mit den "mobilsten Menschen in der gesamten Europäischen Union" bezeichnen könne. Als weiteren Kooperationspartner des IGR begrüßte Päulgen die Pariser Universität Sorbonne. "In den kommenden Monaten wollen wir Erkenntnisse entwickeln, wie die Zukunft von Arbeitswelt und Wissenschaft in Europa aussehen kann", erläuterte der Pariser Sozialwissenschaftler Jan Spurk. Dass Europa neben seiner wirtschaftlichen Komponente auch eine Chance sei, "kurz über die Grenzen zu hüpfen und andere Kulturen zu erleben", hob Sozialministerin Dreyer hervor. Für die kulturelle Note sorgte die Ausstellung "Talente der Arbeit" im Foyer der Era Trier, an der rund 90 Künstler aus der Großregion mitwirkten. Initiator und IGR-Vizepräsident Philippe Faveaux erklärte: "Wir wollen zeigen, dass Arbeitnehmer Menschen mit Emotionen sind, die ihren Platz nicht nur in einem Europa der Wirtschaft, sondern auch in einem Europa der Kulturen haben."

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