Erneuter Streik der Lokführer führt in der Region zu etlichen Ausfällen

Trier · Zum siebten Mal seit September vergangenen Jahres haben die Lokführer gestern weite Teile des Personenverkehrs bei der Bahn lahmgelegt. Auch in der Region führte der erneute Streik der Gewerkschaft GDL zu Zugausfällen.


Geduld und gute Nerven. Das brauchten gestern Bahnfahrer in ganz Deutschland. Auch in Trier. Der Streik der Lokführer legte auch auf den Strecken von Trier nach Koblenz, Köln oder Saarbrücken und Mannheim weitgehend den Zugverkehr lahm. Fast alle Regionalzüge auf diesen Strecken fielen aus oder fuhren nur Teilstrecken, wie etwa auf der Eifelstrecke Richtung Köln. Der Verkehr auf der Linie Koblenz-Trier-Saarbrücken-Mannheim wurde komplett eingestellt. Zwischen Wittlich und Perl im Saarland fuhren nur vereinzelt Züge. Die Züge von der luxemburgischen Bahngesellschaft CFL von und nach Luxemburg sind laut Fahrplanauskunft der Bahn gefahren. Auch die Moselweinbahn zwischen Traben-Trarbach und Bullay war von dem Streik nicht betroffen. Auf dieser Strecke fährt das private Unternehmen Rhenus Veniro.

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Laut der Deutschen Bahn, die in der Region die Hauptstrecken von und nach Trier bedient, sind in Rheinland-Pfalz knapp 60 Prozent der Nahverkehrszüge gefahren. Sie setzte verbeamtete und nicht in der GDL organisierte Lokführer ein, die nicht streiken dürfen. In und um Mainz herum kam es wegen des Ausfalls von Zügen zu Verkehrsbehinderungen auf den Straßen. Teilweise bildeten sich kilometerlange Staus. Deutschlandweit waren Millionen von Pendlern von dem erneuten Streik betroffen.

Unternehmen kritisieren GDL

Die in der Gewerkschaft GDL organisierten Lokführer hatten gestern Morgen um zwei Uhr mit dem Streik im Personenverkehr begonnen. Zuvor hatten sie bereits den Güterverkehr bestreikt.

Dies hat zu heftiger Kritik der Unternehmer an der GDL geführt. "Über die Schiene werden jeden Werktag mehr als 38.000 Tonnen Güter bei den rheinland-pfälzischen Unternehmen angeliefert. Die Industrie- und Handelskammern im Land blicken deshalb mit Sorge auf die kommenden Tage, an denen die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer den Güterverkehr der Bahn bestreiken will", teilte die Arbeitsgemeinschaft der Industrie- und Handelskammern im Land mit. Der Bahnstreik schade massiv der Wirtschaft, "wenn Häufigkeit und Dauer der Streiks zunehmen". Bei mehrtägigen Streiks sei die Lagerhaltung der Unternehmen unter Umständen nicht mehr ausreichend, um den Produktionsablauf sicherstellen zu können.

Es ist seit September vergangenen Jahres der siebte Streik, der den Bahnverkehr in Deutschland mehr oder weniger lahmlegt. Noch bis heute 21 Uhr soll der Personenverkehr bestreikt werden, der Güterverkehr noch bis Freitag.
Die GDL hatte die Verhandlungen am vergangenen Freitag erneut für gescheitert erklärt. Als entscheidenden Punkt bezeichnete sie die Einstufung der Lok8rangierführer im Tarifgefüge der Bahn (siehe auch Hintergrund). GDL-Vorsitzender Claus Weselsky kritisierte, auch nach 16 Tarifverhandlungsrunden seit Sommer 2014 fehlten Ergebnisse in zentralen Fragen. Die Bahn hatte den Streik als vollkommen überflüssig kritisiert.

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Die GDL drohte bereits mit einem weiteren Streik in der kommenden Woche. Als entscheidenden Punkt bezeichnete sie die Einstufung der Lok8rangierführer im Tarifgefüge. Die Bahn versuche, diese Berufsgruppe "als billigen Jakob im Tarifvertrag zu verankern". Nach 16 Tarifverhandlungsrunden seit Sommer 2014 fehlten noch immer Ergebnisse in zentralen Fragen. Als Beispiel nannte Weselsky eine Begrenzung der Überstunden. Die GDL verlangt außerdem fünf Prozent mehr Geld und eine Stunde weniger Arbeitszeit pro Woche.

Hintergrund Lokführer und Lokrangierführer
Bei der Deutschen Bahn sind rund 20.000 Lokführer angestellt. Sie steuern ICE-, Intercity- und Regionalzüge sowie S-Bahnen und Güterzüge. Außerdem arbeiten etwa 3100 Lok8rangierführer für das bundeseigene Verkehrsunternehmen. Die siebte Streikwelle der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) hat sie in den Blickpunkt gerückt. Denn diesmal war die Einordnung der Lokrangierführer in das Bahn-Tarifgefüge nach Darstellung der GDL der Hauptgrund für das Scheitern der Tarifverhandlungen.

Was unterscheidet die beiden Berufe? Die Lokführer sind auf dem gut 33.400 Kilometer langen Schienennetz in ganz Deutschland unterwegs. Ihre Aufgabe ist es, Personen oder Güter sicher von A nach B zu transportieren. Gut 75 Prozent von ihnen sind nach Angaben der GDL Mitglied bei dieser Berufsgewerkschaft.

Die deutlich größere Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) reklamiert für sich, dass etwa 75 Prozent der Lokrangierführer bei ihr organisiert sind. Diese Mitarbeiter bewegen Eisenbahnwagen auf einem Gleisvorfeld, oft per Funkfernsteuerung. Sie sind also zuständig für das Auflösen, Zusammenstellen oder Umsetzen von Zügen sowie für das Kuppeln oder Entkuppeln von Fahrzeugen. Sofern sie eine Zusatzqualifikation besitzen, dürfen sie auch Lokomotiven zum Rangieren bewegen. In der jüngsten GDL-Mitteilung vom Montag hieß es: "Seit Jahren verlagert die DB Arbeitsplätze der Lokomotivführer auf Lokrangierführer. Diese Kollegen machen die gleiche Arbeit, werden aber deutlich schlechter bezahlt und haben viel schlechtere Arbeitszeitregelungen." Die EVG hält das Engagement der GDL für die Lok8rangierführer für unglaubwürdig. Sie führt parallel zur GDL Tarifverhandlungen mit der Bahn. Dabei strebt die EVG an, das neue Berufsbild eines Transportlogistikers einzuführen. Damit solle der Tatsache Rechnung getragen werden, dass Lokrangierführer immer mehr Zusatzaufgaben erfüllen. dpa

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