Gastronomie-Funktionär keilt Richtung Mainz

Trier · Dicke Luft zwischen dem rheinland-pfälzischen Gastronomieverband und Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD). Nach Äußerungen Dreyers über teils prekäre Arbeitsverhältnisse, keilt Dehoga-Chef Gereon Haumann ordentlich zurück.

 Dehoga-Präsident Gereon Haumann mit der angehenden Restaurant-Fachfrau Dorothea Beeg aus Morbach auf der Berliner ITB. TV-Foto: Roland Morgen

Dehoga-Präsident Gereon Haumann mit der angehenden Restaurant-Fachfrau Dorothea Beeg aus Morbach auf der Berliner ITB. TV-Foto: Roland Morgen

Foto: roland morgen (rm.) ("TV-Upload morgen"

Trier. Aussagen von Ministerpräsidentin Malu Dreyer bei einer Jubiläumsveranstaltung der Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG) sind auf scharfe Kritik des rheinland-pfälzischen Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga gestoßen.
Dehoga-Präsident Gereon Haumann warf Dreyer am Sonntag vor, "mit ihren populistischen Äußerungen das gute Miteinander der Sozialpartnerschaften" zu gefährden.Kritik an Kettenverträgen


Die Ministerpräsidentin hatte am Samstag in Koblenz bei einer Festveranstaltung zum 150-jährigen Bestehen der NGG in Koblenz von teils "sehr schwierigen und unfairen Arbeitsbedingungen" in einigen Branchen mit NGG-Beschäftigten gesprochen. Beim Thema Mindestlohn verwies Dreyer auf eine Untersuchung aus dem vergangenen Jahr, wonach im Gaststättengewerbe jeder dritte Betrieb mindestens einen Arbeitnehmer beschäftigte, der weniger als 8,50 Euro pro Stunde verdient habe.

Dehoga-Präsident Haumann verweist darauf, dass die Tarifparteien im Gastronomiegewerbe schon vor Einführung des Mindestlohns einen Tarifvertrag verabschiedet hätten, nachdem ungelernte Hilfskräfte ab dem dritten Beschäftigungsjahr ein Einstiegsstundenlohn von 8,50 Euro zustehe.

Haumann wirft der Mainzer Landesregierung zudem vor, "mit Steinen zu werfen, wenn man selber im Glashaus sitzt". So würden rheinland-pfälzischen Lehrern immer wieder Ketten-Beschäftigungsverhältnisse angeboten. Oder Landesbedienstete wie etwa Polzisten schöben "horrende Überstunden-Ansammlungen" vor sich her. "Dies sind wahrlich sehr schwierige und unfaire Arbeitsbedingungen. Und zwar anders als im Gastgewerbe hausgemacht; besser gesagt haushaltsgemacht", attackiert Haumann die Landesregierung und fügt hinzu: "Ohne das Millionengrab Nürburgring könnten die Landesbediensteten ebenso fair von ihrer Arbeitgeberin behandelt und bezahlt werden, wie die vielen Tausend kleinen Gastgeber nicht unter ständig steigenden Restriktionen und unter rückläufigen Förderprogrammen leiden müssten."

Eine Stellungnahme der Mainzer Landesregierung zu den Attacken Haumanns war am Sonntag nicht zu bekommen.
Gereon Haumann ist nicht nur Dehoga-Landespräsident, sondern auch Landesvorsitzender der CDU-Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung.Extra

Der rheinland-pfälzische Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) ist Interessenvertretung von 5000 Gastronomiebetrieben. Der gebürtige Kölner und studierte Betriebswirt Gereon Haumann steht seit 2009 an der Spitze, seit knapp zwei Jahren ist er hauptamtlicher Präsident. Die Mitgliedsbetriebe zahlen - abhängig von der Zahl der Mitarbeiter - zwischen 150 und 980 Euro Beitrag m Jahr. sey

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