Jenseits von "Afrika"

LUXEMBURG. Wenn am heutigen Donnerstag die erste Luxair-Maschine Richtung Berlin abhebt, haben die Passagiere schon Neuland betreten. Mit dem neuen Terminal B auf dem Findel bietet der Luxemburger Flughafen vor allem für Kurzstrecken eine eigene Abfertigung. Doch das 20-Millionen-Projekt ist nur der erste Schritt auf dem Weg zur Rundum-Erneuerung.

Als "afrikanische Verhältnisse" hat Luxair-Chef Christian Heinzmann einmal die Zustände am Luxemburger Flughafen beschrieben. Immerhin will sich der Findel als Hauptstadt-Flughafen "international" nennen und wirkt doch eher wie ein Provinz-Airport. Schließlich stammt das Hauptterminal aus dem Jahr 1975, vom modernen Flugservice für Passagiere kann kaum die Rede sein. Umso wichtiger ist nicht nur für die Passagiere, sondern auch für den Finanzier, den Luxemburger Staat, den Bauherrn Lux-Airport und den Verwalter Luxair der Um- und Neubau der Abfertigungsgebäude. Mit dem neuen Terminal B ist zumindest ein erster Schritt in diese Richtung getan, ein erster Schritt zur Abkehr von den "afrikanischen Verhältnissen". Speziell für An- und Abflüge von Kleinfliegern mit bis zu 50 Sitzen, die nicht mit klassischen Fluggastbrücken zu erreichen sind, ist diese Abflughalle gedacht. Solche Flüge vor allem ins nahe Ausland wie nach Berlin, Paris und London machen zwischen 55 und 65 Prozent des Passagieraufkommens auf dem Findel aus. 40 Prozent davon oder jährlich 400 000 Passagiere werden künftig über das Terminal B abgefertigt. "Das ist schon eine substanzielle Entlastung", sagt Lux-Airport-Direktor Marc Faber. Eine Boutique, eine Business Lounge, eine Bar und Büro-Plätze sollen das Warten vor dem Abflug zudem angenehmer gestalten. Dabei lief nicht alles rund. Schon 1988 gab es eine erste Studie über die Zukunft des Flughafens. Doch erst 2000 kam es zum ersten Spatenstich. Nicht genug: Ein Jahr später verhängte das Luxemburger Verwaltungsgericht einen Baustopp wegen der Nichteinhaltung des Genehmigungsverfahrens. Nach zwei eigens für den Flughafenausbau erstellten Gesetzen und 18 Monaten Bauzeit sind die zehn neuen Abflugtore und sechs Ankunftspassagen einsatzbereit. Die bestehenden 19 Flugzeugstellplätze sind nun um sieben erweitert. 20 Milliarden Euro hat die Betonhalle mit der Glasfront Richtung Rollfeld gekostet. Das sind 17 Prozent des gesamten Budgets von 162,5 Millionen Euro, das der Luxemburger Staat für die Rundum-Erneuerung am Findel ausgeben will. Von 2006 an wird mit einem neuen Hauptterminal das Kernstück gebaut. Doch bis dahin wird auch das neue Terminal B nichts an langen Warteschlangen und dem Drängeln vor den Check-In-Schaltern ändern. "Es wird noch einige Unannehmlichkeiten geben", bittet Marc Faber um das Verständnis der Passagiere. Denn die Check-In-Schalter bleiben in dem alten Hauptterminal.

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