Mittelstand macht mobil

SCHWEICH. Wirtschaftliche Rahmenbedingungen wie in Luxemburg: Das fordert das regionale Aktionsbündnis "Pimm" - und droht dabei sogar mit Abwanderung ins Großherzogtum.

Der deutsche Mittelstand schiebt Frust. Hohe Lohnnebenkosten, eine hohe Arbeitslosigkeit, eine wuchernde Bürokratie und die Folgen der Öko-Steuer machen es Unternehmern und Gewerbetreibenden schwer zu investieren und alle ihre Mitarbeiter zu halten. Doch die Unternehmer wollen dies nicht länger hinnehmen und machen mobil - bundesweit und nun auch in der Region Trier. Hierzulande droht der Mittelstand sogar mit Demonstrationen und Abwanderung."Pro Initiative Mensch und Mittelstand", abgekürzt "Pimm" - dahinter stehen die Vertreter von 23 Gewerbevereinen und -verbänden von Bitburg bis Morbach sowie Unternehmen mit insgesamt etwa 2000 Betrieben und 30 000 Beschäftigten aus der ganzen Region Trier. Pimm geht aufs Ganze und fordert: Die Unternehmer und Gewerbetreibenden der Region müssen die gleichen Arbeitsbedingungen haben wie die Konkurrenten aus dem benachbarten Luxemburg. Dafür gehen die Pimm-Mitglieder sogar so weit, dass sie die Luxemburger Staatsbürgerschaft einfordern."Mit dem Rücken zur Wand"

"Wir wissen, dass das utopisch klingt, aber wir stehen als Unternehmer mit dem Rücken zur Wand", klagt Pimm-Mitbegründer Heinz Herres, zweiter Vorsitzender des Gewerbeverbandes Industriepark Region Trier in Föhren.Die Unternehmer der Region wollen eine Halbierung der Lohnnebenkosten auf 20 Prozent, damit für ihre Beschäftigten "mehr netto in der Lohntüte" sei. Außerdem sei die Luxemburger Arbeitslosenquote viel niedriger als in Deutschland. Auch habe man genug von übertriebener Bürokratie, die Investitionen behindere, sagt Herres. Billiger tanken und eine Dreisprachigkeit von Deutsch, Französisch und Letzebuergisch für alle Schulkinder der Region sind weitere Forderungen von Pimm."50 Jahre gemütliche Demokratie sind genug", sagt Pimm-Mitglied Edwin Steffen. Der Standort Deutschland sei in Gefahr. Die schwierige wirtschaftliche Lage verlange es deshalb, dass man auch als Unternehmer aufstehe und auf seine Probleme aufmerksam mache - zur Not mit provokanten Thesen wie der Forderung nach der Luxemburger Staatsangehörigkeit.Dies stößt bei vielen Vertretern von Gewerbevereinen und -verbänden auf Gegenliebe. Sie fühlen sich als Inhaber vor allem kleiner und mittlerer Betriebe weder in der Politik noch in der Gesellschaft vertreten und organisiert. Und ihren Konkurrenten im Großherzogtum gegenüber fühlen sie sich von Staats wegen benachteiligt. So will das Bündnis Pimm herausfinden, welche Unternehmer potenziell in der Lage wären, ihren Betrieb nach Luxemburg zu verlagern. "Unsere Forderung soll die Politiker aufrütteln und zeigen, welche Macht wir haben. Wenn nur wenige einen Standortwechsel androhen würden und eine ganze Region abtrünnig wird, muss das doch eine Reaktion hervorrufen", ist Herres überzeugt.Protest auf der Straße

Aber auch öffentlich will Pimm in Erscheinung treten: mit einer Demonstration. Dabei drohen die Pimm-Mitglieder, selbst politisch aktiv zu werden, "obwohl wir das gar nicht wollen", sagt Herres. Denn die Gewerbetreibenden machten sich Sorgen, dass ihre Kompetenz in der Politik nicht gefragt sei. "Wir wollen keine abstrakten Lösungen, sondern neue Ansätze."Wer bei Pimm mitmachen oder am nächsten Treffen am 3. April teilnehmen möchte, kann sich unter kontakt@pimm.info melden.

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