Noch zu viel verschenkt

TRIER. Tanzfahrten, Segeln, Motorbootfahren - vieles ist möglich auf der Mosel und den angrenzenden Flüssen. Doch das Angebot ist ausbaufähig: Das machten Vorträge und Diskussionen beim IHK Tourismustreff deutlich. Die Touristik-Vertreter waren sich einig: Es muss gemeinsame Konzepte geben für die Mosel als Wassersportrevier.

Wassersport liegt im Trend. Derzeit gibt es über fünf Millionen aktive Wassersportler in Deutschland. Vor allem das naturnahe Kanuwandern hat in den vergangenen Jahren viele neue Freunde gefunden, aber auch Segel-, Hausboot- und Motorbooturlaube sind beliebt - auch und gerade in heimischen Gewässern. "Unsere Region ist beliebt", betonte Axel Simon, Vizepräsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) Trier, beim IHK-Tourismustreff "Erfolgsfaktor Wassertourismus". Doch sei eine fruchtbare Zusammenarbeit der Anbieter nötig, um das Gebiet noch attraktiver zu machen.Kanuwandern beliebteste Aktivität

Das belegte auch eine Studie der BTE Tourismusmanagement in Berlin, die der geschäftsführende Gesellschafter Hartmut Rein vorstellte. In einigen Gebieten wie Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Brandenburg habe man die wassertouristischen Angebote bereits vorbildlich perfektioniert. Das könne ein Vorbild für die Moselregion sein. "In jedem Fall nötig sind gute Infrastrukturen bei den Steganlagen und in den Sporthäfen, Einkaufsmöglichkeiten und Zusatzangebote wie Fahrradverleih, Grillplätze und touristische Service-Angebote", zählte Rein auf. Wichtig seien außerdem einheitliche Wegweiser, wo Wassersportler wie Kanufahrer willkommen seien, und ausführliche Info-Tafeln. "Die Wassertourismusstudie der Bundesregierung von 2003 bezeichnet das Kanuwandern als eine der beliebtesten Aktivitäten auf deutschen Gewässern", erklärte Anja Gretzschel, Geschäftsführerin der Bundesvereinigung Kanutouristik (BKT). Sie setzt auf die Verbesserung der Infrastruktur der Anlegeplätze. "Vorbild könnte das System an der Lahn sein", erläuterte Gretzschel. Wünschenswert seien Rastplätze alle zehn Kilometer mit Toilettenanlagen und Übernachtungsmöglichkeiten. Im Endeffekt gehe es um "Komplettangebote" fürs Kanufahren. Der Moselregion bescheinigt Gretzschel viel Potenzial, doch müssten die Ein- und Ausstiegsstellen ausgebaut und ein Informationsleitsystem angebracht werden. Damit so etwas entstehen kann, gibt es das "Leader+"-Projekt, ein Förderprogramm der EU zur Unterstützung des ländlichen Raums, das sich unter anderem eben die "Wasserwanderroute Mosel" auf die Fahnen geschrieben hat. "Vor allem der muskelbetriebene Wassersport soll gefördert werden", erklärte Projektleiterin Karin Maas.Gemeinsame Identität für die Moselregion

Zusammen mit Fachleuten analysiert sie in knapp 50 Gemeinden zwischen Winnenden und Schweich, wie geeignet und ausbaufähig die Uferanlagen seien. Den Gemeinden stehen kostenlose Musterpläne für Steganlagen zur Verfügung. "Wir wollen eine gemeinsame Identität für das Wassersportrevier Mosel schaffen", betonte Maas. Natürlich stimme man sich mit den Verbands- und Ortsgemeinden ab. Man müsse sich außerdem mit den über 100 000 Einwohner zählenden Städten Koblenz und Trier zusammensetzen, die nicht unter das "Leader+"-Projekt fielen, um eine gemeinsame Strategie zu entwickeln. "Das Projekt steht noch am Anfang", betonte der Moderator Achim Schloemer, Geschäftsführer der Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH. Offen zeigten sich die Touristiker in der abschließenden Diskussion für neue Ideen. Die Mosel als ausgezeichnetes Weinanbaugebiet sei ein zusätzlicher Magnet für die Touristen und müsse beim Marketingkonzept berücksichtigt werden, sagte die Vertreterin einer Kanu-Charter-Firma. Anlegestellen für Motorbootfahrer in den Städten seien wichtig, damit man Besichtigungen machen könne, kam es aus den Reihen der Wassersportler. Fazit: "Bisher wird an der Mosel noch zu viel Potenzial verschenkt."

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