Oh, là, là: Kirschen, Marzipan und Zuckerguss

Trier · Sieben Auszubildende des Patisserie-Handwerks aus Frankreich haben eine Woche lang ihre deutschen Azubi-Kollegen in Trier besucht. Eine Begegnung, die Brücken schafft: Manche der angehenden Konditoren können sich vorstellen, später im jeweiligen Nachbarland weitere Erfahrungen für ihr Handwerk zu sammeln. Und fürs Leben.

 Deutsch-französische Schwarzwälder-Kirschtorten-Zubereitung (von links): Lisa Merod, Reiner Lind, Pauline Prévost, Christophe Potier, Dohane Ayedji, Corinne Marchais-Potier und Chantal Demuth. TV-Foto: Ariane Arndt-Jakobs

Deutsch-französische Schwarzwälder-Kirschtorten-Zubereitung (von links): Lisa Merod, Reiner Lind, Pauline Prévost, Christophe Potier, Dohane Ayedji, Corinne Marchais-Potier und Chantal Demuth. TV-Foto: Ariane Arndt-Jakobs

Foto: Ariane Arndt-Jakobs (arn) ("TV-Upload Arndt-Jakobs"

Trier. Geschäftiges Treiben in der Lehrbackstube der Berufsbildenden Schule für Ernährung, Hauswirtschaft und Sozialpflege: Teige werden geknetet, Lauch geschnitten, Soßen bereitet. Es geht auf die Mittagszeit zu: 13 angehende Konditoren aus der Region Trier und sieben angehende Patissiers aus Frankreich bereiten zusammen Quiches zu, die sie später in ihrer verdienten Mittagspause essen werden.
Verdient deswegen, weil die 20 bereits seit 7.30 Uhr werken: Sahne-Omelettes aus Biskuitteig mit Erdbeeren und kandierten Ananasstücken, hohle Zuckerschau stücke, kleine Schwarzwälder Kirschtorten sowie einen Baumkuchen haben sie den Vormittag über unter Anleitung von Reiner Lind, Berufsschullehrer sowie Konditor- und Bäckermeister, kreiert.
Handwerkliche Unterschiede


Die gesamte vergangene Woche waren die jungen Franzosen - fünf Frauen und zwei Männer - zusammen mit zwei Ausbildern zu Gast, haben Trier und Koblenz besichtigt und zwei Tage in den Trierer Konditoreibetrieben Raab, Razen und Greif verbracht. Sie kommen aus dem Dépar tement Val-d'Oise im Großraum Paris. Seit mehr als 15 Jahren pflegt die Handwerkskammer Trier (HWK) in Kooperation mit ihrem dortigen Pendant einen regen Austausch mit dem Konditoren- und seit einigen Jahren auch mit dem Friseur-Nachwuchs.
"Gerade für eine Grenzregion sind solche Begegnungen enorm wichtig", sagt Karl-Heinz Schwall, Ausbildungsberater der HWK und Betreuer des Projekts, das vom Deutsch-Französischen Jugendwerk, der HWK sowie vom Trierer Verein zur Förderung des Handwerks finanziert wird. Für jeden Teilnehmer seien die Besuche - im November war eine deutsche Delegation in Frankreich - eine ganz persönliche, wichtige Erfahrung. "Beim Abschied werden oft auch ein paar Tränchen vergossen", weiß Schwall aus Erfahrung. Viele hielten über den Austausch hinaus Kontakt und manche entschieden sich, später erneut und für länger bei den Nachbarn zu arbeiten.
Zwar sprechen die meisten in der Gruppe nur marginal französisch beziehungsweise deutsch. Trotzdem funktioniere die Verständigung, sagt Janna Schmitz. Das sei ja das Schöne am Handwerk: Dass man sich wunderbar mit Händen und Füßen verständigen könne, findet die 23-Jährige, die im August ihre Ausbildung im Bitburger Café Elsen abschließt.
Dohane Ayedji hat bereits ein wenig Deutsch gelernt - nicht ohne Grund: Die 21-Jährige kann sich gut vorstellen, für ein halbes Jahr oder länger in einer deutschen Konditorei zu arbeiten. Vor allem die Auftragsarbeiten etwa für Hochzeiten und Geburtstage faszinieren sie. In Deutschland arbeite man viel mehr mit Zuckerguss und Marzipan, sagt sie. Überhaupt gibt es einige handwerkliche Unterschiede. Zwar gibt es auch bei den Nachbarn Schwarzwälder Kirschtorte. Ihre Forêt-Noire unterscheide sich aber von der deutschen Variante, wie zwei der Besucher feststellen. Sie würden andere Kirschen nehmen. Und in manchen Varianten komme auch Baiser zum Einsatz.
"Ich kann jedem nur empfehlen, bei so einem Austausch mitzumachen", schwärmt Janna Schmitz. Vor allem, wenn so tolle Lehrer dabei seien. Auch sie kann sich gut vorstellen, eine Zeit lang im Ausland tätig zu sein. Die Ausbildung in Deutschland habe einen guten Ruf: "Wenn man hier gelernt hat, hat man überall gute Chancen." Vielleicht wird sie auch noch mal nach Frankreich gehen. Denn: "So ein Austausch schafft Brücken, von denen man profitieren kann und sollte."

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