Schmieriges Geschäft

KENN. Rapsöl taugt nicht nur für Salate. Franz-Josef Koch hat es auch für die Betonverarbeitung entdeckt. Das könnte ein Erfolgsprodukt werden - wenn die Vermarktung funktionieren würde.

Ganz unauffällig hängt in der halb improvisierten Werkstatt eine Urkunde mit der Unterschrift von Landrat Richard Groß. Franz-Josef Koch hat im Jahr 2000 den Umweltpreis des Kreises Trier-Saarburg erhalten. Der Landwirt, der quasi im Nebenberuf in Kenn eine Ölmühle betreibt, hat nämlich entdeckt, dass sein Rapsöl nicht allein die fossilen Energie-Vorräte schont, sondern auch noch Gesundheitsschäden vermeidet. Im heißen Sommer 1993 klagten die Arbeiter an Betonbaustellen über Atembeschwerden. Aus den Industrieölen, die den Werkstoff von den Verschalungen trennen, kamen giftige Dämpfe. Durch Zufall hatte Franz-Josef Koch Rapsöl dabei. Das ließ sich auch in der Hitze ohne Gesundheitsschäden verarbeiten. Die Idee war immerhin so erfolgreich, dass sich das Institut für Bauverfahrens- und Umwelttechnik (Ibu) dafür interessierte und jetzt vom Produkt überzeugt ist, auch wenn es bei der Verarbeitung kleine Probleme gibt. Das hätte der Sprung zum großen Markterfolg werden können. Aber der ist ausgeblieben. Von den 100 000 Litern, die die Kenner Ölmühle jährlich produziert, wandern nur bescheidene 10 000 Liter in die Betonverarbeitung - zehn Prozent der Gesamtproduktion. Es habe Lieferprobleme gegeben, und einige kleinere Betriebe seien wieder abgesprungen, sagt Koch. Ein überregionales Vermarktungsnetz gibt es nicht, der Einzugsbereich beschränkt sich auf die Gegend um Trier, Wittlich und Saarburg. Rudolf Hayer vom Maschinenring Trier-Wittlich hat als Ursache für den ausbleibenden Durchbruch vor allem die konservative Mentalität der Eifeler ausgemacht. Da klingt auch eine Spur Resignation mit. Er habe das Gefühl, er stelle ein Nischenprodukt her, und das bleibe auch so, sagt Franz-Josef Koch. Er ist Landwirt und ganz bestimmt nicht der smarte, dynamische Unternehmertyp. Dabei wäre sein Betrieb für die Unternehmensförderung der Kammern oder sonstiger Einrichtungen ein dankbares Objekt. Sohn Martin Koch hilft im Betrieb nach Feierabend mit. Er hat eine Ich-AG gegründet und baut bei Kenn Schilf an. 40 Hektar. Die produzieren so viel Sauerstoff wie 120 Hektar Wald. Auch das ist vielen unbekannt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort