Wirtschaft zündet nicht

MAINZ. (win) Mit verhaltenem Optimismus betrachten die Unternehmen im Land die wirtschaftliche Entwicklung. Starker Pessimismus macht sich dagegen bei der geplanten Ausbildungsabgabe breit.

 Streitthema Ausbildungsabgabe: Politik und Wirtschaft sind in Sachen Ausbildung ganz unterschiedlicher Meinung.Foto: TV -Archiv/dpa

Streitthema Ausbildungsabgabe: Politik und Wirtschaft sind in Sachen Ausbildung ganz unterschiedlicher Meinung.Foto: TV -Archiv/dpa

Foto: Wolfgang Thieme (dpa/zb)

Aufwärtstendenzen in der Weltwirtschaft haben aus Sicht der Landesvereinigung der Unternehmerverbände (LVU) bisher keine Initialzündung für die deutsche Wirtschaft ausgelöst. Deutschland bleibe mit erwarteten 1,5 Prozent am Ende der Wachstumsskala, weit hinter den USA mit bis zu fünf Prozent, so LVU-Präsident Gerhard Braun beim Unternehmertag in Mainz. Entsprechend reiche die Stimmung höchstens für verhaltenen Optimismus.Menschen sind verunsichert

Die hohe Sparquote spiegelt nach Einschätzung der Unternehmer die deutliche Verunsicherung der Menschen wieder, für die nicht zuletzt die Bundespolitik verantwortlich gemacht wird. Allerdings verzeichnen die Betriebe auch eine gewisse Trendwende in der Auftragslage, weil derzeit die Inlandsgeschäfte mit 8,6 Prozent stärker wachsen als die Exportnachfrage. In Rheinland-Pfalz ist der wirtschaftliche Stillstand laut Braun im vergangenen Jahr dank der Auslandsgeschäfte kaschiert worden. Umsatzeinbrüche von bis zu 30 Prozent gab es allerdings in der Textilbranche. Vor allem Massenproduktion sei ins kostengünstigere Ausland abgewandert. Die Unternehmerverbände setzen weiterhin darauf, dass die bereits vom Bundestag beschlossene Ausbildungsabgabe, gegen die auch verfassungsrechtliche Bedenken vorgebracht werden, im Bundesrat am Widerstand von Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen scheitert. Die Abgabe sei bereits in Frankreich erfolglos eingeführt worden und diene hierzuland offensichtlich nur als politisches Instrument zur Beruhigung der SPD-Linken, so Braun. Mit freiwilligen Vereinbarungen und Engagement sei dagegen auch 2003 in Rheinland-Pfalz jedem Ausbildungswilligen ein Platz vermittelt worden. Dies zeige, dass die LVU Ausbildung als Investition in die Zukunft betrachte. Bemängelt wurde von Braun allerdings die unzureichende Qualifikation der Lehrstellenbewerber. Im eigenen medizintechnischen Betrieb konnten nach seinen Angaben 13 der 32 Ausbildungsplätze trotz insgesamt 400 Bewerbungen nicht besetzt werden. Die Unternehmer fordern zudem einen massiven Abbau von Bürokratie als Wachstums- und Beschäftigungsprogramm. Die Bürokratiekosten der Unternehmen wurden vom Institut für Mittelstandsforschung (Bonn) für 2003 auf 46 Milliarden Euro geschätzt.

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