Zwei auf einen Streich

TRIER. Mit "dualen Studiengängen" möchten die Verantwortlichen in der Region Trier dem Fachkräftemangel entgegentreten. Auf einer ersten Regionalkonferenz wurden Erfahrungen ausgetauscht und Ziele formuliert.

Gerade in technischen Disziplinen gewinnt die Ausbildung qualifizierter Fachkräfte immer mehr an Bedeutung. Seit wenigen Jahren gehen die Fachhochschule Trier, die Industrie- und Handelskammer (IHK), die Handwerkskammer Trier (HWK) sowie die Berufsbildenden Schulen und Unternehmen neue Wege: die "dualen Studiengänge". Was bisher in einem Modellprojekt umgesetzt wurde, soll in Zukunft auf eine breitere Basis gestellt werden. Die Erfahrungen der Akteure sollen deshalb dazu beitragen, bei jungen Leuten eine höhere Akzeptanz des anspruchsvollen Ausbildungsweges zu erreichen. Der 24-jährige Nicolas Wiedemeyer aus Traben-Trarbach ist einer von zehn jungen Menschen, die sich 2003 für das "duale Studium" entschieden haben. Dieter Press, Leiter des RWE-Ausbildungszentrums, erklärt, dass RWE sich zur "Kooperativen Ingenieur-Ausbildung" (KIA) in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Trier entschieden hatte, weil man auf zahlreiche Ausschreibungen keine Ingenieure gefunden habe. "Daraufhin haben wir die Sache selbst in die Hand genommen", sagte Press. Positive Erfahrungen

Für Wiedemeyer ein Glücksfall, denn der junge Mann fand eine anspruchsvolle Ausbildung, die ihm neben einem beruflichen Abschluss auch den Hochschulabschluss eines "Bachelor of Electrical Engineering" erlaubt. Professor Dirk Brechtken von der Fachhochschule Trier (Fachbereich Technik) sieht als Koordinator des Trierer Modells des "dualen Studiums" viele Vorteile für die Absolventen, die Betriebe, aber auch die Hochschule. Die Kombination von Berufsausbildung und Studium biete den Kandidaten verbesserte Karrierechancen, sichere den Ausbildungsbetrieben motivierte Mitarbeiter und steigere die Attraktivität der Hochschule, die ihre Flexibilität beweisen könne. Die hohe Motivation ist auch für die beiden "Kammerverantwortlichen" Christian Reuter (IHK) und Günter Behr (HWK) eine wichtige Voraussetzung für die Bewerber. Christian Reuter: "Das ,duale Studium‘ ist genial, weil es so einfach ist." Man habe lediglich Rechtsverordnungen kombiniert. Voraussetzung ist Abitur oder Fachhochschulreife. Dann können die Kandidaten in vier Jahren Berufsausbildung und Studium abschließen. Eine Herausforderung für die jungen Menschen, aber eben auch für die Betriebe, wie Helmut Gosert, Obermeister der Innung Sanitär, Heizung, Klimatechnik (SHK) Trier-Saarburg, berichtete. Seit 2004 führt das Handwerk das Pilotprojekt "Versorgungstechnik SHK" durch. Insgesamt 28 Betriebe aus der Großregion - neben Trier aus dem Saarland und aus Luxemburg - sowie aus NRW und sogar ein Teilnehmer aus Thüringen sammelten dort Erfahrungen. "Die jungen Leute sind hoch motiviert. Die Anforderungen für die Ausbilder steigen", erklärt der Obermeister. Dies nutze dem Betrieb und den anderen Auszubildenden, die den "Studenten" nacheifern wollten. Zudem sei diese Form der Ausbildung gut für das Image des Handwerks, und der ausgebildete Nachwuchs könne von den Betrieben direkt übernommen werden. "Es gibt keine Anlernphase und keine Reibungsverluste, weil die Absolventen den Betrieb ja kennen." Die Fachhochschule will das "duale Studium" weiter ausbauen. FH-Präsident Bert Hofmann kündigte für Trier und Birkenfeld jeweils zwei weitere Studienschwerpunkte an: in Trier im Maschinenbau und im Bereich Informatik und in Birkenfeld im Bereich nachhaltige Resourcenwirtschaft und im Maschinenbau. Denn für Bert Hofmann ist das junge Projekt schon eine Erfolgsgeschichte: "Es gibt so gut wie keine Abbrecher."

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